Schecks auf die Bühne

Jutta Hipp (4.2.1925 - 7.4.2003) hat Glück gehabt. Kurz vor ihrem Tod hatten die Nachforschungen eines gewissenhaften Buchhalters bei Blue Note Records Erfolg; er konnte ihre Adresse in Brooklyn ermitteln und ihr einen Scheck für Tantiemen aus ferner Vergangenheit zustellen lassen.

In vielen anderen Fällen haben Labels die Zahlungen schlichtweg "vergessen". Dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer ist dazu eine Vielzahl von Entschuldigungen zu Ohren gekommen, keine einzige darunter "rechtlich von Belang". Auf Betreiben eines Rechtsanwaltes hatte Spitzer über zwei Jahre das Feld sondiert und einen Zahlungsrückstand von insgesamt knapp 50 Mio $ ermittelt. Viele Geschädigte sind verstorben, aber die lebenden Künstler aufzutreiben, meint Spitzer, sei so schwer nun auch nicht gewesen. Man hätte ein Konzert von David Bowie, Dolly Parton oder Willie Nelson besuchen, und "ihnen den Scheck auf die Bühne werfen können."

Vier Multis müssen nun auf ihren Webseiten und in Anzeigen die Namen der Künstler publizieren, denen sie noch royalties schulden. Zu den Scheckempfängern bzw ihren Nachfahren gehören u.a. Patti Austin (363 $), Dizzy Gillespie (2.324 $) und Eartha Kitt (3.059 $). Den allermeisten steht eine Summe zwischen 500 und 1.000 $ zu.

Der Jazzpianistin Marian McPartland, 86, kann 3.079 $ erwarten: "Schön, wenn man Geld bekommt, ohne was getan zu haben. Aber vor vielen Jahren habe ich in der Tat viel getan."

Quelle: u.a. NYT, 5.5.04
©Michael Rüsenberg, 2004. Nachdruck verboten