Im Flieger mit Sonny Rollins


Er ist der grössten Tenorsaxophonisten einer, aber wenn
Sonny Rollins über den Schallausgang seines Horns hinauszudenken beginnt, verlassen ihn regelmässig alle guten Geister. Das wissen wir aus dem unfreiwillig komischen Interview mit Christian Broecking, davon gibt er nun wieder eine Kostprobe in Die Zeit (Nr. 27/2006).
Musik sei "an sich eine neutrale Kraft", gibt Rollins in der Kolumne "Ich habe einen Traum" zu Protokoll. Aber dann verwechselt er Ursache und Begleitumstände. Diese angeblich neutrale Kraft könne man benutzen, "um Menschen dazu zu bringen, andere Menschen umzubringen. Es gibt eine ganze Menge kriegerischer Musik, die dafür sorgt, dass Menschen in ein Flugzeug steigen und Bomben abwerfen auf andere Menschen."
Das wird den Herren Bush, Cheney, Rumsfeld aber gar nicht gefallen, dass
Sonny Boy Rollins sie in der Befehlskette übersieht. Da steigen Kerle, kaum dass sie Trash Metal gehört haben, in ein Flugzeug und werfen Bomben ab.
Wo bleibt das Positive, Mr. Rollins?
"Meine Musik soll dazu beitragen, etwas zu erschaffen. Ich möchte Musik des Lebens machen, daran glaube ich. Ich träume ständig davon,die Dinge besser zu machen."
Womit er wiederum ... nur seine Musik meint.
Die Frage bleibt unbeantwortet: was geschieht, wenn die Kerle sich ihre Flugzeuge schnappen, nachdem sie Sonny Rollins gehört haben?


©Michael Rüsenberg, 2006. Nachdruck verboten