Pili Pili

iebermanAlarm in deutschen Jazzclubs!
Gerade erst hat man dem Maler Gerhard Richter applaudiert, der vor einer Austellungseröffnung Erkundungen eingezogen habe, "ob denn auch der Wulff nicht kommt", da schlägt eine Nachricht aus Wien wie eine Bombe ein:
"Lieberman auf Staatskosten zum Jazzkonzert eskortiert - Innen- und Außenministerium setzen sich über Gesetze hinweg", wie der österreichische pressetext.com meldet.
Demnach hat die Jazzliebe den israelischen Außenminister Avi Lieberman derart pressiert, dass er bei einem inoffiziellen Besuch Österreichs unbedingt ein Konzert von Jasper van´t Hof im Wiener Jazzclub Porgy + Bess aufsuchen musste. Also hin in die Riemergasse mit Blaulicht und Begleitfahrzeugen, auf Staatskosten.
Während das Außenministerium in Wien die Fahrt locker sah, war man im Innenministerium von der Rechtmäßigkeit des Einsatzes weniger überzeugt. Formvollendet, wie die Jazzpolizei sich zu bewerten erlaubt , verwies ein Sprecher des Innenministeriums in diesem Zusammenhang auf § 26 der StVO (Österreich), demnach "dürfen die angeführten Signale soweit als notwendig nur noch zur Abwicklung eines protokollarisch festgelegten Programms für Staatsbesuche oder sonstige Staatsakte sowie in Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen verwendet werden", wohinhegen der Besuch Liebermans beim Jazz-Konzert jedoch weder protokollarisch festgelegt noch als akute Gefährdungssituation zu werten sei, deshalb sei der Blaulicht-Einsatz der Polizei durch das Innenministerium nicht nachvollziehbar.
"Wo die (Jazz)Liebe hinfällt...", viele Clubmanager fürchten nun um das Image unserer schönen kleinen Welt und rätseln, wie man sicherstellt, dass Prominente, denen man ihre Neigung zum Jazz nie und nimmer habe ahnen können, nicht die vielen verschrecken, die sich im Jazzclub auf der richtigen Seite der Geschichte wähnen.

©Michael Rüsenberg, 2012. Alle Rechte vorbehalten