JOEL FRAHM w. BRAD MEHLDAU Don´t explain *****

1. Don´t explain (Holiday, Herzog), 2. Get Happy (Arlen, Koehler), 3. Oleo (Rollins), 4. Round Midnight #3 (Monk), 5. Mother Nature´s Son (Lennon, McCartney), 6. East of the Sun (Bowman), 7. Turnaround (O. Coleman) 8. Away from Home (Frahm), 9. Smile (Chaplin), 10. Round Midnight # 1 (Monk)

Joel Frahm
- ss, ts, Brad Mehldau - p, rec 8.12.2001
SunnyMoon/Palmetto PM 2096

"Gibt´s was Neues von Brad Mehldau?" fragt diese Woche ein (Teilzeit)Mitarbeiter jenes Labels, das Mehldau zwar nicht unter Vertrag, als Sideman von Charles Lloyd für meinen Wahrnehmungsapparat aber nobilitiert hat ("The Water is wide", "Hyperion with Higgins", 1999). Andere waren schneller in ihrem Urteil, hier einen bedeutenden Pianisten vor sich zu haben.
Doch
Oskar, es gibt was Neues. Zwei Tage nach unserem Gespräch traf ein neues Album nicht von, aber mit Brad Mehldau ein: "Don´t explain", wo er auf einen Freund aus gemeinsamen High School-Tagen in West Hartford CT trifft. Pusten wir Jazz-Qualm über diese Form mal beiseite, "Die Kunst des Duos als intimes Gespräch" etc, dann ist für Fahm das Risiko der reduzierten Besetzung grösser als für Mehldau, der immerhin schon eine Solo-Album vorgelegt hat. Frahm konnte sich bis dato auf exzellente Rhythmusgruppen wie Scott Colley - b und Billy Drumund - dr stützen.
Man braucht ein wenig, um in sich in seinen wenig voluminösen Tenor-
Ton einzuhören, aber spätestens mit "Oleo" hat er einen auf seiner Seite, das er Stan Getz´ig angeht und das Tempo soweit rausnimmt, dass man den Gassenhauer fast gar nicht mehr erkennt. "Round Midnight #3" kommt noch besser, mit einer satten Minute in einem mid-tempo funk Groove, a capella. Wo Mehldau drauf steht, ist häufig Lennon/McCartney drin, und also legt er mit der linken Hand in "Mother Nature´s Son" ein apartes ostinato vor, auf dem Frahms Sopran tänzelt.
Die beiden haben gestalterische Phantasie, keine Frage. Aber es mangelt ihnen an Saft & Kraft, an Groove, an Präsenz und Leidenschaft, es läuft häufig nicht rund. Eine Referenz findet sich quasi im booklet: dieses Album ist
Bob Berg gewidmet. Der hatte zwar andere Ausdrucksideale, das schwer Beschreibbare stand ihm im Überfluss zu Gebote - ein Quentchen davon hätte hier gutgetan.

©Michael Rüsenberg, 2004, Nachdruck verboten