ANDERSEN, TSABROPOULOS, MARSHALL The Triangle ******

1. Straight (Tsabropoulos), 2. Pavane (Ravel), 3. Saturday (Arild Andersen), 4. Choral (Tsabropoulos), 5. Simple Thoughts, 6. Prism (Andersen), 7. Lines, 8. European Triangle (John Marshall, Tsabropoulos, Andersen), 9. Cinderella Song (Tsabropoulos)

Arild Andersen - b; Vassilis Tsabropulos - p; John Marshall - dr

ECM 1752 038 1212; LC-Nr 02516

Unter denen, die von der *Klassik* zum *Jazz* konvertriert sind, gebührt dem 1966 in Athen geborenen Tsabropoulos erhöhte Aufmerksamkeit. Er bringt eine enorme Anschlagskultur mit und trifft sich, aus einem ganz anderen Hafen aufgebrochen, irgendwo in einem Mittelmeer mit Keith Jarrett. Ja, auch er *singt* gelegentlich mit, auch ihm ist etwas Nordisches zu eigen, bzw er kann sich gut auf Vertreter dieser Klang- und Spiel-Ästhetik einstellen. Deren narrativer, in rubato Balladen schwelgender Stil - etwa in *Simple Thoughts* - kommt ihm sehr entgegen.

Das zweite Treffen dieses Trios (nach *Achirana*) startet aber ganz anders, sparsam mit einem Fünf-Noten-Motiv in 12/8, das Tsabropoulos kurz vor Schluss in einen regelrechten
vamp überführt. *Saturday* steht in 5/4, *Lines* ist ein schneller swing, im (fast) Titelstück *European Triangle* mischt sich Marshall`s ride cymbal sehr schön mit einem düsterer ostinato in tiefster Piano-Lage.

Gerade in diesen beiden Stücken zeigt sich das Interaktionsmuster dieses Trios am deutlichsten: es ist ein quasi organisches Fortbewegen, in engen Grenzen, immer in Sichtweite, ohne Ausbrüche eines Beteiligten. Mit anderen Worten, gerade diese beiden Stücke erlaubten auch eine völlig andere Lesart. Etliche Schlagzeuger sind denkbar, die hier mit zwei, drei
Akzenten die Initiative ergriffen und Tsabropoulos provozierten, seinen beträchtlichen headroom wirklich auszuschöpfen.

Mag sein, dass er sich davor ekelt, in den
Tasten zu wühlen - hören tät´ man das schon mal ganz gern.

©Michael Rüsenberg, 2004, Nachdruck verboten