MIKE STERN these times ******

1. Chatter, 2. Silver Lining, 3. I know you, 4. Mirage, 5. If only (Stern, Bona), 6. Street Rhyme, 7. Avenue B, 8. Remember (for Bob Berg), 9. These Times, 10. What you believe, 11. Last one down (alle: Mike Stern)

Mike Stern, Jon Herington - g, Jim Beard - keyb, Richard Bona - bg, voc, perc; Kenny Garrett - ss, as; Bob Francescini, Bob Malach - ts, Bela Fleck - banjo, Dennis Chambers, Vinnie Colaiuta - dr, Will Lee, Victor Wooten - bg, Elizabeth Kontomanou - voc, Arto Tuncboyacian, Don Alias - perc

rec. 01/03/05 2003
neue Nr ab 31.01.05: BHM 1006-2; LC-Nr 02871

Mit seinem zwölften Album wechselt Mike Stern von Atlantic zum (deutschen) ESC-Label, unter Beibehaltung, ja Fortsetzung der Konzeption des Vorgängeralbums: "These Times" könnte ebenso gut auch "Voices 2" heissen. Die Melodik hat den Charakter von Kantilenen, meist ohne Songtexte zu transportieren. Der Einfluss von Richard Bona ist weitaus prägender, als die Co-Autorenschaft lediglich in einem Song ("If only") formal ausweist, Bona´s sanfte Afrikanismen zeigen gelegentlich Schnittmengen mit Zawinul.
Das Album startet mit einer rhythmisch raffinierten Jazzrock-Nummer: "Chatter" sitzt auf einem
New Orleans back beat, mit dem sich später ein half time swing die Schwebe hält. Zur Mittelachse hin ("If only") watet das Album in einer Pop-Ballade, die an tausend anderen Orten ebenso passend wäre. Balladen waren immer schon das Problem von Mike Stern, dem am anderen Ende der Fahnenstange einfach die besseren Lösungen einfallen. So lobt er zwar Kenny Garrett ob dessen sehr gesanglichen Altsaxophonspieles - aber als der in "Avenue B" zu seinem ersten Blues-Schrei anhebt...zieht der Toningenieur schon die Blende. Ärgerlich.
"Remember" ist ein uptempo Jazzrock, der in dem Moment in einen swing wechselt, als Bob Franceschini das tut, was er immer tut und wozu er hier durch die Widmung des Stückes legitimiert wird: er gibt den Bob, vulgo: Bob Berg.
Schluss- und Titelstück verfügen über alle Ingredienzien dessen, was unsereins aus Stern-Konzerten bis zum Abwinken kennt, was - god only knows - auf nun schon einem Dutzend Alben aber immer wieder als coitus interruptus daherkommt: "Last one down" mit kurzgehaltenen Soli auf einem
Go Go Groove, und im Titelstück wird genau das abgeklemmt, was bei Miles Davis nie möglich war: ein Duell seiner beiden besten (Vocal)Stimmen, ohne jeden Gesang!
Die Gemeinde wartet also nach wie vor auf das definitive Mike Stern Live-Album, und ein jeder aus der Gemeinde wüsste dazu sicher seine
Vorschläge zu machen...

©Michael Rüsenberg, 2004, Alle Rechte vorbehalten