MARC COPLAND & JOHN ABERCROMBIE & KENNY WHEELER Brand New **

1.Monk Sping (Abercrombie), 2. Lights out (Marc Copland), 3. Jive Samba (Nat Adderley), 4. Reach for that other Place (Wheeler), 5. Take four (Abercrombie), 6. Brand New, 7. Odyssey (Copland), 8. Watching Simona (Wheeler), 9. Taking a Chance on Love (Vernon Duke, La Touche/Fetter)

Marc Copland
- p, John Abercrombie - g, Kenny Wheeler - tp, flgh

rec 09.+10.10.2004

SunnyMoon/Challenge CHR 70122; LC-Nr 00950

Wären wir Produzenten dieses Albums - würden wir nicht auch von einem "fantastischen Trio" sprechen, "von grandiosen Musikern" und von "einer transparenten Musik, die mit starken Gefühlen spielt"?
Fiele uns nicht auch dieser Satz hier ein? "Jeder dieser drei Männer ist als Leader für sich bereits lange etabliert."
Zustimmung wäre uns sicher, denn diese Ausssage ist richtig.
Bloss, sie fasst nur zusammen, was ein Blick ins
Jazzlexikon auch erzählt. Sie sagt aber rein gar nichts darüber, was denn dabei herauskommt, wenn diese Drei Pfundskerle zusammenwirken. Vor Jahren gab es schon ein Zeugnis davon, "That´s for sure", und jetzt, unter noch markigerem Titel, wird ein weiteres nachgereicht.
Wer Ohren hatte zu hören und sein Urteil nicht einem tauben
Jazz-Lexikalismus überliess, der musste schon damals feststellen, dass ein jeder der Phantastischen Drei sich damals unter Wert verkaufte.
Über den Grund dafür liess sich wenig spekulieren: es war schlicht so, dass
Kenny Wheeler, ja der grosse Tompeten-Elegiker, der Mann zahlreicher Meriten, einfach nicht mehr den hohen Anforderungen seines Instrumentes gewachsen war. Wenn auf engstem Raum jemand so schlecht intoniert, wirkt das auf die Anwesenden nicht gerade motivierend.
So auch hier. Kenny Wheeler bringt das erste Dutzend zu spielender Töne nicht ohne Wackler hinter sich; die Kunst, Balladen atmen zu lassen, entsprechend zu phrasieren, bringt auch
Abercrombie nur mit Mühe auf. Diese Produktion bei einem blindfold test einzusetzen, hiesse, die Drei Verdienstvollen ihren ratenden Kollegen zum Frass vorzuwerfen.
Mit "Jive Samba", endlich!, ist rettendes Ufer erreicht. Endlich ein Thema, das nicht im elegischen Morast versumpft, endlich eine Arrangement-Idee, nämlich dieses Hardbop-Urgestein harmonisch wie einen Bruder von "It´s about that Time" (aus
Miles Davis´ "In a silent Way") auszustatten.
Auch das funktioniert nur so lange, bis auch hier Kenny Wheeler wieder in den Seilen hängt. Und das geht so weiter, bis die bitteren 67:25 dieser CD vorüber sind.

erstellt: 18.01.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalten