BILL CONNORS Return ********

1. On The Edge (O´Connell) 5:19, 2. Mr. Cool 5:49, 3. McMinor (Bill Connors) 7:08, 4. Mind Over Matter (O´Connell) 5:56, 5. Minor Matters (Bill Connors) 5:28, 6. Try Tone Today 5:20, 7. Terrabill Blues 3:51, 8. Nobody Yet To 4:47, 9. It Be Fm 5:05, 10. Brasilia (John Coltrane) 6:46

Bill Connors
- g, Bill O´Connell - p, Lincoln Goines - bg, Kim Plainfield - dr, Myra Casales - perc

rec. 3.+4.9.2004

ESC Records ESC 03690-2; LC-Nr 01263

Unter denen, die in den Kreisen des Jazzrock jederzeit willkommen sind, insbesondere mit einem "return" nach langen Jahren, gehört William A. Connors, geboren am 24.9.1949 in Los Angeles.
Als
Bill Connors taucht er 1972 bei Chick Corea auf, mclaughlin-esk. Auf ECM veröffentlicht er drei Alben, akustisch ("Theme to the Guardian", 1974; "Of Mist and Melting", 1977; "Swimming with a Hole in my Body", 1979). Dann mehrjährige Pause.
In den 80ern folgt erneut eine Trilogie, diesmal Jazzrock,
Allan Holdsworth- und Steve Kahn-beeinflusst: "Step it!" (1984), "Double up" (1985), "Assembler" (1987). Erneut Pause, Tätigkeit als Gitarrenlehrer.
2002 hat "Return" gewissermassen ein Vor-Echo, in Form von "Night and Day“, dem erste Album von
Kim Plainfield, der Connors schon 1985 und 1987 begleitet hat. Connors ist, wenn auch am Rande, beteiligt; eine nostalgische, eher ungeschickte Re-Inszenierung der 80er Jahre Trilogie.
Jetzt hat
Bill Connors selbst das Ruder wieder in der Hand. Was für ein Unterschied! Goines & Plainfield, nun von der konzeptionellen Arbeit befreit, agieren als das, was sie sind: eine hervorragende Rhythmusgrupp, einerseits tight, funky, wo nötig, andererseits offen mit lauter "gedachten" Binnen-Rhythmen. Ihr bester Einsatz steht im Abo-Bereich der JNE: "Mind over Matter"; groove switching von 6/4 (im riff-Thema) zu 4/4-Shuffle und swing, gerne auch double time (in den Soli). "Mind over Matter" ist ein wundervolles Beispiel für die zeitlose Vitalität des Jazzrock, vor dem viele Kritiker bereits ihren Hörapparat verschlossen haben.
"Mind over Matter" ist quasi eine Mitgift des - auch konzeptionell - bedeutenden Neuzuganges zur Connors-Mannschaft,
Bill O´Connell. Das ist einer jener sidemen aus der zweiten Reihe der amerikanischen Szene, über deren Qualität wir Europäer mitunter ganz aus dem Häuschen sind. Einen Personalstil wird man O´Connors weder kompositorisch noch solistisch attestieren können, in beiden Sektoren aber agiert er glänzend, und insbesondere den gut dosierten Latin-Einfluss wird man ihm zuschreiben können (O´Connors und Goines haben 1988 mit dem Latin-Flötisten Dave Valentin das Blue Note ins Schwitzen gebracht).
Auch den Bandleader - Hand auf´s Herz - wird nicht ein jeder im blindfold test herausfiltern. In der Tat gehört
Bill Connors zu denen, die benennbare Einflüsse geschickt verwerten. Sein zuletzt prägender Faktor "Allan Holdsworth" ist noch präsent (im Thema "It be FM"), aber doch deutlich reduziert. Schon in der Improvisation von "It be FM" phrasiert Connors ganz anders, viel jazz-naher, und man möchte eine Wette darauf eingehen, dass er die langen Jahre offscene auch zum Studium von Pat Martino verwandt hat. Er phrasiert triolisch durch, dass es eine Freude hat (vor allem im "Terrabill Blues")!
Überhaupt ist auf ãReturn“ vieles dermassen
triolisiert und angeshuffelt, dass die Combo in den schwierigen mittleren Tempi geradezu brilliert! Sie spielt so räumlich, dass man sich immer wieder daran ergötzen kann, womit sie wann die Räume möbliert.
Es ist eine Jazzrock-Ausgabe der Westcoast-Ästhetik in Hochform, ohne Weichzeichner, auf welche die verwandten
Carlton & Ritenour nicht verzichten.

erstellt: 22.01.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Alle Rechte vorbehalten