MARCUS MILLER Free *****

01. Blast (Marcus Miller), 02. Funk Joint, 03. Free (Deniece Williams, Susaye Greene, Nathan Watts), 04. Strum (Marcus Miller), 05. Milky Way (Miller, Kevin Moore), 06. Pluck (Marcus Miller), 07. When I fall in Love (Young, Heyman), 08. Jean Pierre (Miles Davis), 09. Higher Ground (Stevie Wonder), 10. What is hip? (Emilio Castillo, John Garibaldi, Stephen Kupka)

Marcus Miller - bg, bcl, cl, keyb, perc, sitar, progr; Bobby Sparks, Bernard Wright - keyb, Poogie Bell, Jason “JT” Thomas, Teddy Campbell - dr, Michael Stewart - tp, flh; Keb´Mo´- g, voc; Andrea Braido, Paul Jackson jr - g, Gregoire Maret - harm, Keith Anderson - as, ts; Tom Scottt - ts, David Sanborn - as, Chester Thompson - org, Julian Miller - progr, Lalah Hathaway, Corinne Bailey Rae, Grussie Miller - voc

rec. 2007 (?)
Soulfood/Dreyfus Jazz FDM 46050369102

Eine gute Nachricht vorweg: die Funkyfizierung der Welt, der zuletzt die "Mondschein Sonate" zum Opfer gefallen war, ist mit dieser Produktion offenkundig zum Erliegen gekommen. Slapmeister Miller hat einstweilen nicht weiter der Versuchung nachgegeben, alles & jedes auf den Schüttelrost seiner Funk-Rhythmen zu legen - es sei denn Material aus der afro-amerikanischen Welt, das sich per se dazu eignet. Z.B. Stevie Wonders "Higher Ground", das - man ahnt es - hier als knockentrockener Shuffle daherkommt, worin der Meister selbst und Gregoire Maret die thematischen Linien unter sich aufteilen.
Auch "Jean Pierre" geht in Ordnung, zumal der junge Marcus Miller seinerzeit 1981 an der Verfertigung des Originals ("We want Miles") beteiligt war. Auch hier, wie auf dem ganzen Album, brilliert der "neue Jean Toots Thielemans", als welches der Afro-Schweizer
Gregoire Maret durchgehen kann. Miller legt alle Aufmerksamkeit in die solistischen Beiträge, sei es im Thema, sei es in den improvisierten Chorussen - Interaktion mit der Rhythmusguppe interessiert ihn weniger.
Der Standard "When I fall in Love" stammt gleichfalls in
Miles´ Repertoire-Kiste; Miller wechselt hier im Thema zur Baßklarinette und bedient die Baßgitarre bundlos & vibratoreich a la Jaco Pastorius. Hier endlich kommt ein wenig mehr Bewegung in den drum-part (Teddy Campbell), und es wird wiederum herausgestellt - Gregoire Maret. Ein Arrangement von leichter Hand.
"Milky Way" hat nichts vom gleichnamigen Titel
Weather Reports, es ist eine Co-Komposition von Miller und Kevin R. Moore aka Keb´ Mo, ein locker wandernder funk a la Johnny Guitar Watson. Rhythmisch dränger fällt das Nachfolgestück aus, "Pluck", wo Mo´s Beteiligung sich auf ein Vokal-Sample reduziert. Im Grunde nicht mehr als ein ausgefeiltes Rhythmusbett wie so manches andere Stück dieses Albums (z.B. "Blast").
Marcus Miller verfügt über ein einmaliges Talent als (funky) Baßgitarrist und auch als Produzent: sie tracks kommen
fat daher wie auf kaum einer anderen Produktion. Aber es fehlt ihm einfach der kompositorische Gestus. Der hat schon lange nichts mehr ans Licht befördert wie zu den Zeiten, als Miles Davis mit seinen eigenen Alben Gast bei seinen - Marcus Millers - Produktionen war.

Erstellt: 25.07.07

©Michael Rüsenberg, 2007, alle Rechte vorbehalten