ANDY MILNE & BENOIT DELBECQ Where is Pannonica? ****

01. Portrait of Giorgio Thelos (Delbecq, Milne), 02.Task Sharing (Delbecq), 03. Divide Comedy, 04. Ice Storm (Milne), 05. Le me Jour (Delbecq), 06. MuTurn, 07. Chander Logic (Milne), 08.Pyramides (Delbecq, Milne), 09. Water´s Edge Part I (Milne), 10. Water´s Edge Part II, 11.Trespassing

SACD multi-channel only: Uhren (Steve Coleman), Pyramides (Delbecq, Milne)

Andy Milne - p, Benoit Delbecq - p

rec. 26.-28.01.2008
SunnyMoon/Songlines SGL SA1579-2

Eines der elementaren Gestaltungsprinzipien der Musik - der Kontrast - erweckt bei dieser Begegnung schönste Erwartungen. Denn die Ausgangspositionen könnten kaum gegensätzlicher sein: hier der im MBase-Funk eines Steve Coleman gestählte Andy Milne, ein afro-amerikanischer Groovemeister aus Toronto, der in in Brooklyn lebt.
Dort
Benoit Delbecq aus Paris, für den der Flügel auch jenseits der Tasten Sinn macht, im Raum der Saiten; er ist u.a. an Ligeti geschult, erfahren aber auch in den verwaschenen Klangfarben der Clubmusic mit Steve Argüelles.
Was beide logistisch verbindet, ist eine Beziehung zum Banff Center of the Arts (wo diese Produktion entstanden ist) sowie jüngst auch das gleiche Label, Songlines.
Vom Papier her also beste Voraussetzungen. Und es beginnt sogleich mit einem Wald dunkler Klopfzeichen aus gedämpften Saiten, wie sie Benoit Delbecq seit seinem Solo-Album "NuTurn" (2001) zum akustischen logo geworden sind. (Im Begleitvideo zur Produktion gewährt er Einblicke in seine Art, die Saiten des Flügels zu präparieren.) Im Vordergrund mäandert ein anderes Piano, möglicherweise das von Andy Milne, irjenswie Monk´sch durchs Gelände (der Titel der Produktion liest sich ja auch
Monk´sch "Where is Pannonica?")
"Task Sharing" ist eine kurze freie, rubato gespielte Ballade, eher an die europäische Kammermusik denn an die Jazztradition angelehnt.
Mit "Divide Comedy" stellen sich die Klopfgeister aus den Flügel-Inneren wieder ein - und sie lassen sich bis zum Schluß kaum noch abweisen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, schälten sich dabei wenigstens Strukturen heraus, die zupackender wären als Geplänkel. Der Klang des präparierten Pianos, sonst ein Kontrastmittel extraordinaire, schleift sich durch überhäufigen Einsatz ab. Was dieser Produktion nämlich vollkommen abgeht, ist eine gewissermaßen jazz-mäßige Entschiedenheit. "Where is Pannonica?" klingt, als wären sich die beiden doch so unterschiedlichen Charaktere auf halber Strecke entgegengekommen, als fühlten sie sich bei der Einebnung der Kontraste wohl.
Damit bleibt dieses Treffen weit unterhalb seiner Möglichkeiten; es reicht nicht einmal zur Nominierung für den Kreis der erwähnenswerten Piano-Duos - vieles hat Benoit Delbcq auf dem Vorgänger, auf "Nu-Turn", solo und mit Hilfe der Studiotechnik, entschieden besser gelöst.

erstellt: 25.07.09

©Michael Rüsenberg, 2009, Alle Rechte vorbehalten