MARC COPLAND New York Trio Recordings - Vol 3 (Night Whispers) ********

01. Emily - take one (Mandel), 02. The Bell tolls (Marc Copland), 03. Night Whispers, 04. Emily - take two (Mandel), 05. So what (Miles Davis), 06. Like it never was (Gress), 07. Space Acres (Bill Stewart), 08. Emily - take three (Mandel), 09. Scattered Leaves (Copland), 10. I fall in Love too easily (Styne)

Marc Copland - p, Drew Gress - b, Bill Stewart - dr

rec 08./09.06.20078

Pirouet PIT3037; LC-Nr 12741

Entgegen der ursprünglichen Planung beim
Auftakt dieser Triologie erscheint ihr letzter Teil nicht mit Jochen Rückert, dem etatmäßigen Schlagzeuger dieses Trios, sondern mit Bill Stewart. Er "rahmt" damit sozusagen die Reihe ein, denn auch am ersten Teil (mit Gary Peacock) war er schon beteiligt.
Konzeptionell fährt
Marc Copland dies mal einen etwas anderen Kurs, tendenziell eher weg vom straight swing, zu Gunsten von Strukturen, die sich im Verlauf eines Stückes mehr verändern.
Typisch dafür "The Bell Tolls": man ist zunächst nicht geneigt, den Titel wörtlich zu hören - "Die Glocke klingt". Erst nach mehrmaligem Hören, in einem wunderbaren
drum-solo gegen riff, wo Bill Stewart schließlich mit dem crash Becken den Rhythmus eines Piano-Akkordes aufnimmt, fällt auf, dass Marc Copland diesen als obligato gleich zu Beginn schon etabliert hat! Es ist just "Die Glocke, die klingt"!
Nur nimmt er sie manchmal zurück, lässt sie auch ganz wegfallen, und gönnt somit dem Stück einen schönen Parcours, basierend auf einer simplen Idee.
Ähnlich unspektakulär, mit fallenden Akkorden, beginnt "Like it never was" von
Drew Gress, das schließlich ebenso in ein drum-solo gegen riff mündet. Stewarts eigenes "Space Acres" - dito!
Ja, wird man dieser Aktionen nicht überdrüssig?
Mitnichten, wenn so ein Feinmechaniker wie Bill Stewart zu Werke geht, der obendrein tontechnisch so subtil ausgeleuchtet wird, wie das in der Tonregie von
Jason Seizer häufig der Fall ist.
Man höre sich nur mal die delikate Klang-Registrierung von
hi-hat und ride cymbal in "So What" an. Pünktlich zum 50. Geburtstag von "Kind of Blue" liefert dieses Trio eine Gratulation, die das berühmte Thema nur noch vom Bassisten zu erkennen gibt, und ansonsten eher wie ein Tribut an einen Miles-Davis-Drummer klingt, der 1959 noch gar nicht dabei war - Tony Williams. Dieses "So What" erinnert eher an die "drum concertos" von Williams im zweiten Miles Quintett mit einer Vielzahl von Akzentsetzungen und einer an- und abschwellenden Coda.
Ein
Blues ist auch wieder dabei: "Scattered Leaves", nur ist er kaum anders harmonisiert als eine der zahlreichen Copland-Interpretationen von Wayne Shorters "Footprints".
Neben "I fall in Love too easily" - im Trio - hat Copland einen weiteren Standard, "Emily" von Johnny Mandel, gleich in drei verschiedenen Solo-Versionen für sich solo reserviert.

erstellt: 19.02.09