BRINKMAN SHIP Willisau **

01. Nosy Surf Mock Pig (Brink Man Ship), 02. Interlude, 03. Intro String Remix, 04. String Remix, 05. Signpost, 06. Interlude, 07. Piraat, 08. Ornament, 09. Aussenbezirk, 10. Intro Silberfish, 11. Silberfish

Jan Galega Brönnimann - ss, kbcl, elecrtr, Nils Petter Molvaer - tp, Nya - voc, electr, René Reimann - g, electr., Emanuel Schnyder - b, bg, Christoph Staudenmann - dr, computer

rec. 2007
Unit Records UTR 4206LC-Nr 0817

Diese Art von Electro Jazz hatte mal was; z.B. als ein Produzent wie Manfred Eicher dem Trompeter Nils-Petter Molvaer bei "Khmer" im Nacken saß. Die stilistischen Ingredienzien waren mitnichten neu, aber ihre Infusion mit "dreckigen" Sampler-Sounds mochte der Hoffnung Nahrung geben, hier entpuppe sich ein neuer Jazzrock, unter gewandeltem Vorzeichen.
Das war 1997. Zehn Jahre später ist der Quark breitgetreten, eine akustische Wüstenei tut sich auf, wo immer der Trompeten-Nuschler Molvaer angekündigt wird - wie hier 2007 auf dem Festival Willisau als Gast der schweizerischen Combo
Brinkman Ship - ,gleitet er über einen Teppich der Banalitäten. Es gibt nichts Langweiligeres, als Phrasen von ihm oder von Brönniman auf dem Sopran über Knister-Sounds, fast eine jede Jazz-Ballade berstet im Vergleich dazu vor Spannung.
Das Problem ist a) harmonischer Natur: Spieler dieses Kalibers überfordern sich im Rahmen einer solchen Quasi-Modalität, weil ihnen durch Akkord-Fortschreitungen keine Richtung gewiesen wird, sie kommen kaum über Etüdenhaftes hinaus. Und, hat schon jemand ein expressives Solo auf einer verzerrten
Kontrabaßklarinette gehört?
B) Der Sound, das Material hat sich in 10 Jahren kaum erweitert, echte Ausflüge ins Elektro-Akustische unterbleiben. Die Schwerfälligkeit der Elektronik führt in einen weiteren Problembereich c) die Rhythmik. Die Variationsbreite beschränkt sich auf ein paar HipHop-Muster, bestenfalls noch drum´n´bass, höhere Tempi sind verpönt, swing-Rhythmen sowieso. Und man fragt sich: warum hat die noch niemand ausprobiert?
Was das Genre nicht zuletzt in eine Sackgasse führt, ist sein Flirt mit dem Mysteriösen; typisch dafür in track 5 das vocal-sample "mysterious signals" - wo eh nix passiert, wird die Spannungslosigkeit damit auch noch beleuchtet.

erstellt: 19.03.09

©Michael Rüsenberg, 2009, Alle Rechte vorbehalten