BEN KRAEF - RAINER BÖHM Berlin - New York ******

01. Dayfly (Kraef), 02. Willie B, 03. Mind at Peace, 04. Skystepper, 05. For Spring to come, 06. Mama´n´em, 07. Another Day Song, 08. Flutterbyes, 09. Joe Blow, 10. You only live twice (John Barry)

Ben Kraef - ts, Rainer Böhm - p, John Patitucci - b, Marcus Gilmore - dr

rec 07.04.2010
ACT 9669-2; LC 07644

Diese Produktion folgt einem sehr vertrauten Muster: deutsche Jazzmusiker mit amerikanischen Gästen, in diesem Falle einer höchst prominenten amerikanischen Rhythmusgruppe.
nämlich John Patitucci, mit 52 Jahren der senior dieses Quartetts und Marcus Gilmore, dem Schlagzeuger von Steve Coleman, Vijay Iyeer, Gonzalo Rubalcaba u.a., mit 23 der junior.
Gilmore ist jünger auch als die beiden deutschen Beteiligten: Rainer Böhm, ein 33 Jahre alter Pianist aus dem süddeutschen Ravensburg, ausgebildet in New York, der hier eine wirklich staunenswerte Vorstellung gibt. Manchmal verlängert er die Phrasen, wie das auch Colin Vallon tut (sehr schön in dem New Orleans back beat unterlegten „Mama´n´em“); selten hat ein deutscher Pianist den Blues so wenig erdenschwer, mit Grazie und dennoch „amtlich“ intoniert („Skystepper“, „Joe Blow“).
cover-kraefSein Partner ist Ben Kraef, Berliner Tenorsaxophonist mit montegrinischen Wurzeln, ausgebildet in Berlin und New York. Und wenn wir die Mitteilungen der Plattenfirma recht verstehen, spielt er zwar häufig in der deutschen Haupstadt (u.a. auch Pop mit „Wir sind Helden“), lebt aber seit 2007 durchgängig in New York.
Der Titel dieser Produktion „Berlin - New York“ hat bestenfalls geografische Bedeutung, stilistisch bietet sie nämlich ein rein amerikanisches Post-Bop-Programm.
Nichts ist neu, die Muster sind vertraut, zwar werden - bis auf die Filmmusik von John Barry - keine Standards aufgegriffen, Kraefs Stücke sind aber durchweg nahe an ihnen gebaut.
Erneut zählt das Wie mehr als das Was, mit andern Worten: die Interpretation hat Esprit, ja sie ist richtig unterhaltsam. Nicht zuletzt hat man selten einen jungen deutschen Tenorsaxophonisten gehört, der rein gar nichts von John Coltrane oder Michael Brecker hat - übrigens auch nichts von Sonny Rollins oder Ben Webster, wie der Cover-Text behauptet - sondern viel von der Leichtigkeit eines Stan Getz (insbesondere in dem latin-leichten „Skystepper“), Darmstädter Fledermaus-Ohren wollen in Kraef auch Spuren von Zoot Sims gehört haben.

erstellt: 08.04.11
©Michael Rüsenberg, 2011. Alle Rechte vorbehalten







erstellt: 08.04.11