JOHAN LEIJONHUFVUD MIGHTY MEZZ Vol. 1 *****

01. Feathers (Leijonhufvud), 02. Liberté, Egalité, Pfefferminztee, 03. Fedex, 04. White Dress, black Stripes, 05. Mojaho, 06. Topi Ballano, 07. Iziama Rianatal, 08. Chiara, 09. Fronesis, 10. Levinsky, 11. Gabelflug, 12. Love is a losing Game (Amy Winehouse), 13. Edgar (Leijonhufvud), 14. Boo Hunk Boogaloo

Johan Leijonhufvud - g whistling (7), Christian von der Goltz - p, Lars Gühlke - b, Tobias Backhaus - dr

rec. ?
Blackbird Music BR201417, LC 7662

Wer einen solchen Nachnamen hat, tut gut daran, ihn nicht allzu sehr herauszustellen - zumal wenn damit keine bahnbrechenden Errungenschaften einhergehen. Dass der schwedische Gitarrist, seit 10 Jahren in Berlin lebend und dort wohl auch ausgebildet,  sich „in die vordere Riege der Jazz-Gitarristen gespielt“ habe,  diesen Irrglauben seiner Plattenfirma wird er vermutlich, wenn er in sich geht, nicht teilen.
Aber deren zweiter Satzabschnitt, Leijonhufvud werde „vielfach in die Tradition von Größen wie Joe Pass, Kenny Burrell, Wes Montgomery oder John Scofield gestellt“ - ist korrekt.
Freilich, wer in eine solche Tradition „gestellt“ wird, muss nicht zwangsläufig in der Etage der Größen wohnen.
cover-leijohnhufvudDas spricht nicht gegen den Schweden mit dem kaum aussprechlichen Namen. Denn die positive Anmutung, über die sein erstes deutsches Album sogleich verfügt, resultiert aus dem Umstand, dass es so entschlossen „amerikanisch“ wirkt. Johan Leijonhufvud kennt die „Größen“, verbeugt sich vor ihnen, ohne sie zu kopieren.
Das nimmt mitunter erstaunliche Formen an: „Levinsky“ beispielsweise hat ein Scofield´eskes Thema, aber keineswegs den entsprechenden Gitarren-Sound!
In dem Shuffle „Gabelflug“ oder dem abschließenden „Boo Hunk Boogaloo“ ist er den hooks des Hardbop sehr nahe, lässt auch Wes Montgomery´s Oktavtechnik anklingen, bedient aber die akustische Gitarre.
Dass Leijonhufvud seit sieben Jahren zur Band von Till Brönner gehört, verwundert unter diesen Umständen kaum, sein Bandleader lebt schließlich künstlerisch auch davon, diese vielen kleinen Abweichungen zu großer Kunst verfeinert zu haben, ohne zugleich einem europäischen Ausdrucksideal zu huldigen.
Auch whistling und Bossa Nova („Iziama Rianatal“) sind nicht gerade Mittel, wofür europäische Musiker brennen. Aber sie gehören doch zu den erprobten Mitteln des Genres, und wenn sie dann noch so elegant wie hier ausgeführt werden, ist zumindest ein beträchtlicher Unterhaltungswert gegeben.
Dazu gehört auch die mitunter klanglich sehr fließende Überblendung von akustischer in elektrische Gitarre und umgekehrt.
Alle Stücke sind Originale von Johan Leijonhufvud; außer der Ballade „Love is a losing Game“ von Amy Winehouse - „Rehab“ hätte besser zu diesem Programm gepasst, es hötte auch einen bissigeren Zugriff von ihm erfordert.

erstellt: 26.05.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten