AHMAD JAMAL feat YUSEF LATEEF Live at the Olympia ******

CD 1
01. Autumn Rain (Jamal), 02. Blue Moon (Rogers, Hart), 03. The Gypsy (Billy Reid), 04. Invitation (Kaper), 05. I remember Italy (Jamal), 06. Laura (Raksin, Mercer), 07. Morning Mist (Jamal), 08. This is the Life (Lee Adams)
CD 2
01. Exatogi (Lateef), 02. Masara, 03. Trouble in Mind (Cannonbal Adderley), 04. Brother hold your Light (Lateef), 05. Blue Moon (Rogers, Hart), 06. Poinciana (Nat Simon, Buddy Bernier)

DVD
01. Autumn Rain (Jamal), 02. Blue Moon (Rogers, Hart), 03. The Gypsy (Billy Reid), 04. Invitation (Kaper), 05. I remember Italy (Jamal), 06. Laura (Raksin, Mercer), 07. Morning Mist (Jamal), 08. This is the Life (Lee Adams), 09. Exatogi (Lateef), 10. Masara, 11. Trouble in Mind (Cannonbal Adderley), 12. Brother hold your Light (Lateef), 14. Blue Moon (Rogers, Hart), 14. Poinciana (Nat Simon, Buddy Bernier)

Ahmad Jamal - p, Reginald Veal - b, Herlin Riley - dr, Manolo Badrena - perc, Yusef Lateef - ts, fl, voc

rec. 27.06.2012
Jazz Village JV 570053.55

Yeah, this is funky, federleicht funky, gespielt in der Geste derer, die schon so viel gesagt haben, dass sie nicht mehr so viel sagen müssen. Ahmad Jamal sprenkelt im Diskant, langt zu in der Tiefe, Durchgangsakkorde dazwischen, melodische Andeutungen, die Rhythmusgruppe läuft am Schnürchen, Timabales und cowbell obenauf,
die snare glasklar, der Bass in oberer Lage legt ein ostinato aus dem Thema von „Blue Moon“.
Oh ja, das ist Bewegung von großer Eleganz, dazu bewegt man sich nicht in T-Shirt und Jeans, sondern sitzt im Anzug am Flügel.
Das Bild von der parallelen Video-Aufzeichnungs braucht´s dafür nicht, im Gegenteil: manches von diesem Fließen geht verloren, wenn man sieht, wie Ahmad Jamal gestisch und mimisch die Einsätze bestimmt.
Man muss auch den rundlichen Manolo Badrena nicht in Augenschein nehmen, um sich an der Glanzrolle zu erfreuen, die ihm hier - endlich - wieder zukommt, über 30 Jahre nach den bahnbrechenden Aufnahmen mit Steve Khan. Und Reginald Veal und Herlin Riley, die Rhythmusgruppe, bekannt aus den frühen Tagen von Wynton Marsalis, nie zuvor hat man so so transparent, so funky gehört.
Cover jamal lateefJa, fast alles wird hier auf Funk gezogen und binär abgehandelt, allenfalls „I remember Italy“ liebäugelt stellenweise mit Walzer,
überschattet von den Piano-Plaudereien eines großen Pianisten, der Banalitäten, KLischees aus dem Ärmel schüttelt - und sie dann in Drama überführt.
Paradebeispiel: das Intro zu „This is the Life“, wo er sein Parlando nach eineinhalb Minuten in ein paar staccato-Noten laufen lässt - Auftakt zu einem geradezu triumphalen vamp.
Und, wir sind in Paris, mal kurz Miles Davis´ „Jean Pierre“ andeutet, was ja nicht anders ist als ein französisches Volkslied.
Das Publikum im Olympia ist hin und weg, auch wenn danach Yuseef Lateef hinzustößt. Hier dann ist die Videoaufzeichnung hilfreich; was man hört, ist, dass jemand seinen Saxophonläufen keinen Rahmen zu geben vermag. Es erleichtert, wenn man sieht, wer sich da abmüht: ein Mann im Alter von 91 Jahren, der (wie wir heute wissen), noch eineinhalb Jahre zu leben hatte, er zieht sein Publikum in den Bann, er gibt so etwas wie eine Abschiedsvorstellung.
Ins Bild passt, wenn er singt, „I wanna get to the other side of the river“, und zu den Menschen, die ihn dabei begleiten sollen, ist auch seine Mutter...
Die Leute im Olympia sind gerührt.
Ahmad Jamal fängt die Rührseligkeit auf, indem er „Blue Moon“ wiederholt und den Abend mit dem wunderbaren „Poinciana“ beschließt.

erstellt: 05.01.15
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten