Peter(son)chens Mondfahrt

Heissa, der Spiegel (10/2006) hat 3 Seiten einem Jazzthema gewidmet, ach was: damit zugeknallt (was unsereins Gelegenheit gibt, die späten 60er zu rühmen, als das Hamburger Nachrichtenmagazin in der Tat noch Nachricht gab von relevanten Erscheinungen, beispielsweise Tony Williams´ Lifetime).
Tempi passati; wenn der Spiegel heute einen Jazzmusiker spricht, dann nicht unterhalb der Ebene eines "Robbie Williams des Jazz".
Das soll
Oscar Peterson sein. Der kennt RW zwar nicht, behauptet aber, soviel Geld wie der ihm unbekannte verdient zu haben, "vielleicht mehr". Aber klar doch, der Akkord löst sich auf nach "Aber es bedeutet mir nichts."
Und so geht das in einer Tour. Der Spiegel führt den 80jährigen am Nasenring vor, und der gibt am laufenden Band Urteile ab, die nicht von dieser Welt sind. Nicht mal
jive talk ist ihm vertraut.
Miles Davis? "War nicht mein Typ." Begründung: "Ich stand am Bühnenrand, und Coltrane spielte sein Solo. Da fragte mich Miles mit seiner kratzigen Stimme (vermutlich imitiert OP sie jetzt, Anm. MiRü): Verstehst Du den Scheiß, den der gerade spielt? Ich sagte: Hey, Mann, Coltrane ist dein Saxophonist, nicht meiner!"
Kurz vorher hatte er noch geblubbert: "Ich respektiere, was Musiker denken und spielen. Aber Kritiker sind keine Musiker. Ich gehe doch auch nicht raus und kritisiere das kanadische Raumfahrtprogramm. Ich kenne es nicht."
Das hätte
Marcel Doppel-R aus Ffm ihm nicht durchgehen lassen: "Man muss nicht selbst in der Pfanne liegen, um zu beurteilen, ob das Schnitzel gut gebraten ist."


©Michael Rüsenberg, 2006. Nachdruck verboten