ROBERT GLASPER Code Derivations **
01. Soundcheck One (Robert Glasper), 02. Say Less, 03. Say Less (Flipped by Riley Glasper), 04. Wake Up (Keyon Harrold), 05. Wake Up (Flipped by MMYYKK) Ft MMYYKK, 06. Madiba (Robert Glasper, Nelson Mandela), 07. Madiba (Flipped by Hi-Tek) Ft Oswin Benjamin, 08. AJ’s Vibe (Walter Smith III), 09. AJ’s Vibe (Flipped by Black Milk), 10. Waiting on Arrival (Keyon Harrold), 11. Waiting on Arrival (Flipped by Taylor McFerrin), 12. Rm 112 (Robert Glasper), 13. Rm 112 (Flipped by Karriem Riggins), 14. Soundcheck Two (Robert Glasper), 15. M&M March (Flipped by Riley Glasper)
Robert Glasper – keyb, Vicente Archer – b, Kendrick Scott – dr, Walter Smith III – ts, Keyon Harrold – tp, Michael Moreno – g
Jamari - voc (3), DJ Jahi Sundance – turntables (6,7), Oswin Benjamin - voc (7)
rec. 2023 (?)
Apple Music
Die Qualität der in verschiedenen Präsentationsmodi vermittelten Musik des Robert Glasper - das wird hier nicht zum ersten Mal festgestellt - geht gelegentlich wie eine Schere auseinander.
„Code Dervations“ stellt den Extremfall dar.
Die Tournee, auf die das Label in den Begleitpapieren zu dieser Produktion hinweist (Hamburg, Berlin, Utrecht im November 2024) hat nüscht mit diesem Album zu tun, (bis auf den DJ Jahi Sundance) nicht mal personell.
Diese Tour war - wir kennen Ohrenzeugen - hinreissend. Man kann dem in einem Mitschnitt aus dem Tivoli Utrecht auf YouTube nachspüren.
(beispielsweise die Passage mit einem angeshuffleten Groove zwischen 14:50 und 20:50, sie endet mit dem Ruf „rest in peace to Roy Haynes“)
„Code Derivations“ ist demgegenüber von völlig anderem Zuschnitt. Glasper nimmt mal wieder den Mund allzu voll.
Der Jazz stehe buchstäblich in den Anfängen des Hip-Hop, sagt er gegenüber Apple Music.
„Deshalb habe ich auch das Wort Derivation benutzt, weil es eine Ableitung des Jazz ist. Ich habe mit den Meistern dieser beiden Genres gespielt, also wollte ich ein Projekt machen, bei dem ich sage: 'Hey, ich mache Jazz-Songs, die ich mit meiner Band und meinen Freunden geschrieben habe, und ich hole mir tolle Produzenten, die meine Freunde sind, um mich zu sampeln.’“
Das ist, mit Verlaub, schon von der Idee nicht mehr ganz taufrisch.
Und wie setzt Glasper sie um?
Er schreibt für und spielt mit einem mit keineswegs unrenommierten Jazzmusikern besetzten Sextett (s.o.) ein paar harmlose Hardbop-Nummern, die er dann jenen „tollen Produzenten“, darunter auch sein Sohn Riley Glasper, zum Remix überlässt („flipped“).
Die Resultate bleiben deutlich hinter dem zurück, was gerade dieser Künstler auf mehreren Vorgänger-Alben vorgelegt hat, selbst auf den nicht immer glänzenden aus der „Black Radio“-Reihe. Von den auch dort hinterlegten, suggestiven Grooves ganz zu schweigen.
Um es auf eine Faustformel zu bringen: Hardbop-Muzak mutiert hier zu Neo Soul-Muzak.
Warten wir also (möglicherweise vergeblich wie bei anderen auch) auf ein autorisiertes Live-Album von dem in puncto ternäre Grooves nahezu konkurrenzlosen Robert Glasper.
erstellt: 28.11.24
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