"Über Jazz kann ich nicht schreiben, einfach, weil ich es nicht kann."
Ist ein Redaktionsleiter denkbar zwischen Husum und Berchtesgarden, der einem/r Mitarbeiter/in trotz dieses Geständnisses zuruft "Quatsch nicht Mädel, mach´!“
Er ist. Er sitzt in Frankfurt und redigiert die
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS), ein Blatt, in dem, wer "Jazz" sucht, diesen vorzugweise in Beiträgen der Art findet, der Aufsichtsratsvorsitzende AWS lerne von der Jazz-Improvisation.
Im Feuilleton der FAS-Nr 26 (2.7.06) nun äussert Johanna Adorján eine "kleine Meinung" über ... die neue CD "Blue Note Sessions" von
Nigel Kennedy.
Gewiss, die Auswahl ist betörend, aber sie imprägniert glücklicherweise für die Zumutungen, die der Beitrag enthält:
"Die Musik nennt man wahrscheinlich Cool Jazz - oder wie heißt es, wenn ein Besen sanft über die Trommel streicht und Klavier mehr getupft als gespielt klingt?"
So dilettiert die kleine Johanna dahin. "Okay", verabschiedet sie sich, "ein Stück finde ich auch ganz furchtbar (Nummer 6), aber ansonsten: tolle Platte. Glaube ich."
"Über Klassik/Film/Literatur/Architektur kann ich nicht schreiben, einfach, weil ich es nicht kann.“
Ist ein Redaktionsleiter denkbar zwischen Husum und Berchtesgarden, der einem/r Mitarbeiter/in trotz dieses Geständnisses zuruft "Quatsch nicht Mädel, mach´!“?
Wir wetten: keiner, und ganz bestimmt nicht einer, der in Frankfurt sitzt und die
FAS redigiert.



©Michael Rüsenberg, 2006. Alle Rechte vorbehalten