Love me Gender

1994 eröffnet Gary Burton in einem Radio-Interview, er sei schwul, 2013 heiratet er seinen langjährigen Partner Jonathan Crog.
So what?
Nach seinem coming out, sagt Burton aber auch, hätten viele seiner Kollegen gelobt, er klinge nun "viel freier".
Und wir haben nix davon gewusst und auch nix gemerkt.
Wowereit (=und das ist auch gut so!)
Im Herbst 2014 verlautbart Orrin Evans, den wir als Pianisten schätzen, auf dem ersten "Queer Jazz Festival" in Philadelphia: "Mir ist egal, wen du vögelst - Hauptsache du vögelst überhaupt jemanden."
Wen interessiert das? Sind wir jetzt auf dem Niveau der Bundesliga-Happen aufgeschlagen?
Die beiden Anekdoten finden sich in einer Pressemitteilung des Jazzinstutes Darmstadt, sie illustrieren einen Aufruf, Manuskripte einzureichen für das 14. Jazzforum, vom 1. bis 4. Oktober 2015 in Darmstadt.
Offenbar findet man das Thema Gender and Identity in Jazz so attraktiv, dass man sehr früh und noch dazu mit einem "call for papers" (bis dato unüblich) an die Öffentlichkeit unserer kleinen Welt geht.
Die Jazzpolizei ist überaus neugierig, wem es in Darmstadt mit welchen Beispielen gelingen sollte, folgende These aus dem Aufruf zu belegen:
"Starke weibliche Instrumentalisten oder auch Musiker mit LGBT-Hintergrund (musste die Jazzpolizei auch erst mal nachschlagen: "Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans") wurden sowohl durch die Medien als auch durch die Jazzszene marginalisiert, man hielt sie für die Ausnahmen von der Regel oder feierte sie als Alibi für die angebliche Offenheit der Musik."
Demnach hat Marginalisiertsein durchaus angenehmen Seiten…

erstellt: 19.12.14
©Michael Rüsenberg, 2014. Alle Rechte vorbehalten