Der Philip Roth des deutschen Jazz

Philip Roth blieb der ewige Kandidat.
Kein Herbst, ohne dass die internationale Literaturkritik lautstark mutmaßte, diesmal sei der Nobelpreis für Literatur aber nun wirklich für ihn fällig.
Philip Roth hat das lange Warten nicht überlebt; er starb 2018 in Alter von 84 Jahren, ohne die Auszeichnung erlangt zu haben.
Rolf Kühn ist 90. Und es fehlt ihm manches, um aus ihm einen Philip Roth des deutschen Jazz zu machen.
Allein schon die Diskursfähigkeit unserer kleinen Welt ist so beschaffen, dass sie nicht einmal eine Debatte darüber kennt, ob nicht die wichtigste Auszeichnung unserer kleinen Welt, unser "Nobelpreis" - der Albert Mangelsdorff Preis - endlich Rolf Kühn zustünde.
Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben, heute abend geht sie an den Schlagzeuger Paul Lovens.
Nachdem die Deutsche Jazz Union entschieden hat, den Preis „unabhängig vom Geschlecht“ zu verleihen, tatsächlich damit aber den Geschlechterproporz etabliert hat, steht zumindest das Geschlecht der nächsten Preisträgerin schon fest. 2021.
Die früheste Chance für Rolf Kühn, mit diesem Preis sein von niemandem bestrittenes Lebenswerk zu krönen, winkt 2023.
Er wäre dann 94 Jahre alt.
Die Jazzpolizei wünscht, dass Rolf Kühn das überleben möge.

Albert Mangelsdorff Preis 2019 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gruppenbild mit Preisträger:
Paul Lovens (5. v.l.), daneben der Laudator Manfred Schoof.
Nein, die Dame mit Blumen ist nicht die nächste PreisträgerIn.
Es ist Annette von Eichel (Deutsche Jazz Union).

erstellt: 03.11.19
©Michael Rüsenberg, 2019. Alle Rechte vorbehalten
Foto: Kurt Rade