Er habe, sagt ein Teilnehmer, zum ersten Male bei einem Jazz-Ereignis seinen Rucksack auf Sprengstoff durchsuchen lassen müssen.
Das war anlässlich der Trauerfeier für Wolfgang Dauner, Stuttgart´s „great son“, im Theaterhaus.
Aber nicht der Verstorbene war Grund für die vorbeugende Maßnahme, sondern die Anwesenheit von Prominenz, allen voran der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann.
Er war tatsächlich gekommen, wie erst neulich an dieser Stelle gemutmaßt.
Laut Stuttgarter Zeitung wurde er bei seiner Trauerbekundung sogar „philosophisch“.
Und zwar mit einem Gedanken, an dem die Jazzwelt sich berauscht wie sonst Menschen in der Shisha Bar, der von anderen Teilen des Wahlvolkes aber bestritten werden dürfte:
„Jazz ist Freiheit, das Synonym für ein besseres Leben.“Neben Kretschmann sah man Fritz Kuhn (Foto), den grünen OB der Stadt.
Und sogar Günther Oettinger, Vorvorgänger Kretschmann´s und bis vor wenigen Wochen EU-Kommissar.
Der häufig Unterschätzte und Fehlgedeutete dürfte unter zehn Rednern der einzige gewesen sein, der mit dem Verstorbenen aktiv musiziert hat: bei einer Feier sollen Dauner & Oettinger vierhändig am Klavier so manches durchgeknetet haben von „Yellow Submarine“ bis „Marina“ von Rocco Granata (1959) - ein wahrhaft Dauner´sches Panoroma.
Reproduzierbar diesmal nur der Dialog des Sohnes, Florian Dauner am Schlagzeug, mit dem Vater am Piano, „vom Band“.
Abschließend mussten die 600 Trauergäste sich ins Foyer begeben, sie durften von beiden Seiten den vorbeigetragenen weißen Sarg mit Blumen bewerfen.
Die können´s die Stuttgarter, staunt der Berichterstatter aus der Ferne.
Die können feiern. Gerade auch in der Trauer.
Fotos: Leif Piechowski
erstellt: 23.01.20
©Michael Rüsenberg, 2020. Alle Rechte vorbehalten