AUDUN KLEIVE & GENERATOR X Oagoddabl *****

1. Genreactor (Kleive), 2. Exploded Cod, 3. Stumblin´ at the Savoy (Kleive, Bang, Wallumrød, Storløkken), 4. Sessasphere, 5. Ofcoursable

Audun Kleive
- dr, keyb, voc; Arve Henriksen - tp, Christian Wallumrød, Stale Storløkken - keyb, Jan Bang - live-sampling, sampling, loops

rec 12/2003, 08/02
Universal/Jazzland 062498660355; LC-Nr 00699

Der Jazz-Boom der letzten Jahre, die vielen neuen Namen, sie haben die Hierarchie unter den Schlagzeugern Norwegens nicht angetastet. Die Ohren werden lang, wenn der Altvater
Jon Christensen denn geruht, sich noch einmal zu äussern; der Mann für die aktuellen Stile ist Audun Kleive. Daran hat sich seit den frühen Tagen bei Terje Rypdal, 1985, nichts geändert. Danach kommt lange Zeit nichts - und erst dann die Anders Engens, Rune Arnesens und wie sie alle heissen.
Dabei sind die besten Performances von Audun Kleive den meisten hierzulande verborgen geblieben, beispielsweise die Groove-Exzesse
bei
Jøkleba im Verein mit Jon Balke. Daran wird sich so bald auch nichts ändern, denn auf seinen eigenen Alben "Bitt"(1996) und vor allem "Generator X" (1999) schlägt Kleive eine ganz andere Richtung ein. War dort die rhythmische Spannung aus (humaner) Interaktion gewonnen, rennt er nun - und hier mehr denn je - gegen Maschinen-hafte Grooves an. Das hat immer noch mehr Tiefe und Eleganz als die meisten Unternehmungen dieser Art (höre "Stumblin´ at the Savoy"), aber wer über - beispielsweise - eine solche snare drum-Technik verfügt wie Audun Kleive, der möge sie doch bitte schon auch vorzeigen und nicht hinter dem Vorhang/Vorwand de Dekonstruktion verstecken. Es grenz an Arbeitsverweigerung, wenn ein Monsterdrummer sich derart mit Patchwork-Nähen begnügt.
Freilich ist dies kein "Jazz-"-Album. Unter
technoidem Vorzeichen mag dieses rhythmische Flackern in seiner Selbstreferenzialität durchaus genügen und vielleicht gar von grossem Gestaltungswillen zeugen. Wer Kleive hingegen aus einem Jazz-Kontext schätzt, wird hier kaum mehr als die Rhythmustracks für einen abwesenden Solisten hören. Mindestens zwei Musiker solchen Kalibers hat Kleive in seinem Team, nämlich Henriksen und Wallumrød - aber sie dürfen sich nicht auf den Teppich schwingen, sondern ihm mit ihrem Klanggarn nur noch weiter in die Breite spinnen. Das Beste, was dieser Produktion passieren könnte, während ein paar gute Melodiker als Remixer - aber diese Gattung ist noch gar nicht erfunden.

©Michael Rüsenberg, 2004, Alle Rechte vorbehalten