MIGUEL ZENÓN Jibaro *******

1. Seis Cinco (Miguel Zenon), 2. Fajardeño, 3. Punto Cubano, 4. Aguinaldo, 5. Chorreao, 6. Enramada, 7. Villarán, 8. Llanera, 9. Miriandá, 10. Jíbaro

Miguel Zenón - as, Luis Perdomo - p, Hans Glawischnig - b, Antonio Sanchez - dr

rec. 20.- 22.12.2004
in-akustik/Marsalis Music 11661-3312-2

Wenn
Branford Marsalis, Produzent und Labelchef von Miguel Zenon, über die Bedeutung der Volksmusik(en) für die moderne Musik spricht, geht er zurück bis Bartok & Stravinsky - und schliesst auch Zenon mit ein. Der Altsaxophon stammt aus Puerto Rico, und auf seinem zweiten Album wendet er sich dezidiert einer Musiktradition des Landes zu, La Musica Jibara oder Jibaro Music. Sie datiert bis zurück ins 17. Jahrhundert.
Wie manch anderere Jazzmusiker auch, hat sich Zenon erst fern der Heimat und spät seiner nativen Tradition zugewandt. Aber worin diese konkret besteht, bleibt nach Hören dieses Albums rätselhaft. Denn Miguel Zenon hat nichts 1:1 übertragen, sondern sein "Bestes versucht, den Geist der Jibaro Music zu bewahren." Das dürfte schon deshalb nur entsprechend eingepegelte Hirne tangieren, weil ein traditionelles Jibaro Ensemble völlig anders instrumentiert als ein Jazz Quartett, das Quartett von Zenon - das obendrein (im Gegensatz zum
Vorgängeralbum) auf Gesang verzichtet.
Wir können also nur ein
Jazz-Album begutachten, und als solches ist "Jibaro" erneut das Produkt eines Latin-Jazz-Erneuerers. Vieles, was der konventionelle Latin Jazz nicht kennt (3/4-Takt, tempo rubato, Suitenformen, gebrochener swing, Minimal patterns) ist hier versammelt; vielleicht nicht gar so explosiv wie auf "Zeremonial", aber interpretiert von einer exzellenten Combo.

erstellt: 8.9.05

©Michael Rüsenberg, 2005, Nachdruck verboten