AARON PARKS Invisible Cinema *****

01. Travellers (Parks), 02. Peaceful Warrior, 03. Nemesis, 04. Riddle me this, 05. Into the Labyrinth, 06. Karma, 07. Roadside Distraction, 08. Harvesting Dance, 09. Praise, 10. Afterglow

Aaron Parks - p, mell, keyb; Mike Moreno - g, Matt Penman - b, Eric Harland - dr

rec 20.-22.01.2008'
Blue Note 50999 5 09011; LC 0010

Das Album geht gut los, so gut wie man es bei dieser Rhythmusgruppe einfach erwarten darf: offbeats ohne Ende von Eric Harland, ein sehr heller snare sound, gelegentlich, fast unmerklich auch processed, sodass sie noch verrückter zwischen die Zählzeiten fallen. Die Reisenden ("Travellers") sind am Schluß so ermüdet, dass immer langsamer werden - in den ritardandi eines 10/4 vamps.
Haben wir - weniger in den perlenden Piano-Läufen - als vielmehr im Thema vielleicht den Einfluß von
Chick Corea gehört? Das wäre überraschend. Denn damit ist Aaron Parks bislang noch nicht aufgefallen. Aaran Parks, 24, aus Seattle, ein Blondschopf, der in Brooklyn lebt und - welch eine Volte! - auf den letzten drei Alben einer tief-schwarzen Fachkraft assistiert hat: Terence Blanchard.
"Peaceful Warrior", schon wieder ein Corea-verwandtes Thema, zudem in Corea-affinen 6/4 und zusammen mit dem Titel die Assoziation nahelegend:
RTF. "Nemesis", ein Rocker in 7/4, führt von Corea weg und eher hin zu einem anderen Tastenmann aus dem Nordwesten, zu Wayne Horvitz. Auch "Riddle me this" könnte man sich durchaus aus dessen Hand vorstellen. Wo bleibt Aaron Parks?
Die drum´n´bass-Figuren im Schlagzeug von "Karma", die würde man einem
Lenny White heute nicht (mehr) zutrauen, aber ansonsten stellt sich wiederum die RTF-Assoziaton ein - und bei "Harvesting Dance" überrennt sie einen geradezu. Das Stück hatte Parks bereits 2004 bei Terence Blanchard untergebracht (auf dessen Album "Flow"), aber hier wird es eindeutig "spanischer" interpretiert. Es enthält ein paar schöne assets, einen sich zu 18/8 summierenden Beat, sowie ein geradezu brutales 3/4-vamp, gegen das Eric Harland gekonnt antrommelt. Aber die RTF-Verwandtschaft ist dermaßen frappierend, dass man es für nichts mehr als einen Ableger halten muss.
Die
Interpretation von "Invisible Cinema" lässt nichts zu wünschen übrig, aber im Jahre des ComeBacks von RTF ist der Zeitpunkt für eine solche rock-nahe Jazzmusik denkbar schlecht gewählt - ihre mangelnde Originalität fällt noch deutlicher auf.
Ist Aaron Parks vielleicht nichts weiter als ein guter
sideman? Wir warten auf die Gegenprobe durch ein zweites Album.

erstellt: 27.11.08

©Michael Rüsenberg, 2008, Alle Rechte vorbehalten