THE EMBASSADORS feat. MICHEL ONGARU healing the music **

01. Chema Chajiuza (Chisholm, Ongaru), 02. ia Njia (Chisholm, Ongaru, Friedman), 03. Jipe Moyo, 04. Embassador (Chisholm, Ongaru), 05. Wimbo Wa Wana, 06. Tenda Wema Dub (Chisholm, Friedman), 07. Maisha Haya Kufa Kupona (Chisholm, Ongaru, Friedman), 08. Mwanagu (Chisholm, Ongaru), 09. Nia Njia Version (Chisholm, Ongaru, Friedman), 10. Tenda Wema (Chisholm, Ongaru)

Claudio Bohorquez - cello, Hayden Chisholm - as, cl, acc, org, p, voc; Gareth Lubbe - va, Michel Ongaru - voc, g, perc; Matt Penman - b, Jochen Rückert - dr, Nils Wogram - tb, Marcio Doctor - perc, Tim Motzer - g, Burnt Friedman - dr-prog

rec 01-05/2007
Nonplace non23; LC 10909

Dass eine Produktion mit Hayden Chisholm eine so niedrige Wertung erfährt, zumal mit dem Ensemble, dem wir 2007 so lauthals applaudiert haben (in der Philharmonie Köln sowie beim Moers Festival), gehört zu den geradezu schmerzlichen Erkenntnissen der JNE - und ist fraglos erklärungsbedürftig.
Den
Neo Cool Jazz der Embassadors auf den genannten Bühnen und den Ethno Jazz hier verbindet nämlich so gut wie gar nichts - obgleich fast dasselbe Personal daran beteiligt ist! Die Schnittmenge ist personell groß - aber konzeptionell gering, sie beschränkt sich in dieser Eigenschaft auf den Bandleader, auf Hayden Chisholm und seine weltweit vagundierenden Interessen. Das wenige, das wir davon hierzulande von ihm hören (sei es Root 70, die Embassadors oder eine James Joyce-Lesung ) müssen wir immer wieder loben -, nicht zu vergessen sein Ton auf dem Altsaxophon, der aus der Tiefe der Jazzhistorie einen Paul Desmond mit der Mikro-Tonalität verbindet.
Wie ein jeder von uns hat auch Hayden Chisholm seine Schattenseiten, und eine daraus ertönt immer dann, wenn er sich mit
Burnt Friedman kurzschließt, einen Kölner Techno-Produzenten, der dem Wahl-Berliner Chisholm in Köln ein Zimmer freihält. Wenn Friedman und Chisholm kollaborieren, nähert sich das Resultat für letzteren dem Charakter einer Selbstverleugnung (so jedenfalls hört es der Rezensent) - und dies nicht zum ersten Mal.
Nichts, aber auch gar nichts, was er an Hayden Chisholm schätzt, läßt sich hier noch heraus destillieren - es sei denn, man hielte dessen Neugier für fremde Musikkulturen schon für einen Wert an sich.
Mag sein, dass eine Woche Jammen in Nairobi mit
Michel Ongaru für Hayden eine wertvolle Erfahrung war - dem aufmerksamen Zuhörer teilt sich nichts davon mit. Er hört einen variationsarmen Sänger, eingebettet in einen blutleeren Afro-Jazz, der sich den Klischees der Gattung mit 6/8-Takten und sparsamen Dub-Effekten nicht entwinden will.
(Wo hier ein Kritiker der "Kölner Stadtrevue" "Virtuosität" entdeckt zu haben glaubt, ist ein noch grösseres Rätsel als diese Produktion mit diesem Personal.)
Nein, wer Root 70 schätzt, wer die Embassadors in Köln und Moers erlebt hat, der fordert jetzt dringend eine Wiedergutmachung - auf bekanntem
Niveau!

erstellt: 04.04.08

©Michael Rüsenberg, 2008, Alle Rechte vorbehalten