DONNY MCCASLIN Declaration *******

01. M (McCaslin), 02. Fat Cat, 03. Declaration, 04. Uppercut, 05. Rock me, 06. Jeanina, 07. 2nd Hour, 08. Late Night Gospel

Donny McCaslin - ts, fl (1,8); Edward Simon - p, org (5); Ben Monder - g, Scott Colley - b, Antonio Sanchez - dr, Pernell Saturnino - perc (2), Alex Sipiagin - tp, flh (1,2,3,5,7); Chris Korner - frh (1.2,3,5), Marshall Gilkes - (tb (1,2,3,5,7,8), Marcus Rojas - tuba (3,5,7,8), tb (1), Tatum Greenblatt - tp (1)

rec. 01.+02.05.2009
WB/Sunnyside SSC 1218

Haben wir´s nicht schon immer gewußt? Dieser Donny McCaslin hat was! Donny McCaslin, geboren 1966 in Kalifornien, Studium in Boston an der Berklee School of Music, vier Jahre Mitglied im Gary Burton Quintett (eine zuverlässige Talentschmiede), Mitglied bei Steps Ahead, im Maria Schneider Orchestra, seit 1991 wohnt er in New York.
Der große Bogen darin (Kalifornien >>> New York City) liest sich ganz ähnlich wie die Wanderung von David Binney. Und an dessen Seite haben wir McCaslin des öfteren schätzen gelernt: als hard cuttin´ Saxophon-Duo. Binney war auch hier nicht fern, er ist der Produzent von „Declaration“, und auch ihr gemeinsamer Freund ist dabei: Edward Simon - ein absoluter Gewinn seine solo Piano-Kadenz im opener, wie er nach den feurigen Tenor-Chorussen des Bandleaders die rhythmisch-melodische Motivik des Stückes in einem wunderbar versponnenen rubato auswäscht. Ganz ähnlich die Coda im Titelstück - nur leider viel zu kurz, da könnte er ruhig noch minutenlang weiterfabulieren, so latin-fern hat man diesen Erneuerer des Latin Jazz selten erlebt.
Aber, diese Produktion folgt einem klaren Profil, ein hymnisch-pastoraler Ton durchzieht die acht Kompositionen, ein Bühnenbild für Blechbläser. Und zwar multi-stilistisch: „M“ ist eine Hommage an Egberto Gismonti, das Thema wird zuerst im Horn vn Chris Korner geführt. Die stilistische Zuordnung von „Rock me“ und „Late Night Gospel“ erklärt sich aus den Titeln. In „2nd Hour“ mag die eine oder andere Big Band-Lektion von Maria Schneider verarbeitet sein, wie auch in den beiden Walzern („Jeanina“ und dem Titelstück, wo McCaslin zu größer Form aufläuft). Sicher, auch er „breckert“, aber keineswegs so durchgängig wie weiland Bob Berg oder ein Bob Malach.
Die frappierendste Konstruktion hat er sich für „Fat Cat“ einfallen lassen. Das Stück beginnt mit einem Bläser-Choral, das folgende Hauptthema könnte man sich auch unter den Afro-Stücken der Brecker Brothers vorstellen (dies ist hörbar eine Produktion aus New York City!), es sitzt auf einem langgestreckten 6/4 Latin-Rhythmus, der später auch als riff herausgestellt wird. Hier kommt Edward Simon wieder groß raus - und mit ihm Antonio Sanchez, der wunderbar die Akzente verschiebt und sich - vor allem mit einem Solo in „2nd Hour“ - immer mehr als eigener Stilist herausschält.
Der down beat-Kritiker hat vollkommen recht: Donny McCaslin sollte fortfahren, für Blechbläser zu schreiben.

erstellt: 11.12.09

©Michael Rüsenberg, 2009, Alle Rechte vorbehalten