SOLVEIG SLETTAHJELL Antologie *****

01. Wild Horses (Richards, Jagger), 02. There there (Yorke, Greenwood, O´Brian, Greenwood, Selway), 03. Fly (Nick Drake), 04. Famous Blue Raincoat (Cohen), 05. Okay (Endresen, Gundersen), 06. Peeling off the Leaves (Wallentin), 07. The Winner takes it all (Ulvajes, Anderson), 08. Saddest Song I´ve got (Lennox),09. Jenny Wren (McCartney), 10. True Colors (Steinberg, Kelly), 11. Crazy (Burton, Callaway, Riverberi), 12. Take it with me (Tom Waits)

Solveig Slettahjell - voc, p (12), Morten Qvenild - p, keyb, progr

Emarcy/Universal 602527785349

Morten Qvenild ist der große Frauenversteher des norwegischen Jazz; seit 10 Jahren agiert er an der Seite von Solveig Slettahjell, meist im Slow Motion Orchestra, später auch mit Susanna Wallumrød (die sich für ihr jüngstes Album mit einer Schweizer Barockharfenistin verbunden hat.)
Sie habe, schreibt Solveig in den liner notes, sich immer in erster Linie als Sängerin verstanden und erst dann als Songschreiberin. „Antologie“ ist der logische Ausdruck dieser Haltung, alles Fremdkompositionen, keine einzige von ihr. Und in der sehr reduzierten Instrumentierung sieht sie eine Rückkehr zu Schulzeiten; se kommt heim, setzt sich ans Klavier und sucht sich den Favoriten des Tages zusammen. „Antologie“ ist auch in dieser Hinsicht gut nachvollziehbar, als Kollektion alter und nicht ganz so alter Vorlieben.
cover-slettajehllEs geht quer durchs (Pop)Gelände, Standards - wie früher zu Zeiten des Slow Motion Orchestra - sind nicht darunter. Und weniger in der Auswahl (Rolling Stones, Radiohead, Nick Drake, Leonard Cohen, Abba, Tom Waits), die wenig Angreifbares bietet, wohl aber im Verzicht auf die Combo wurzelt die Enttäuschung über dieses Album.
Man gewöhnt sich rasch an den sparsamen Gestus dieser Interpretationen, im Gegensatz zu Susanna hat Qvenild hier nicht die Tasten vollgeladen, das große Klangtheater bleibt aus. Es bleibt bei Stimme und Piano, gelegentlich ein wenig bearbeitet, ein bißchen keyboard hier, ein wenig TripHop percussion dort - das war´s, es fehlt die Fantasie des Arrangeurs.
Keine Emphase, kein Aufschrei, stattdessen Elegie im Gleichmaß. Das ist ein bißchen wenig für eine so gute Sängerin und einen so guten Begleiter - wie wir aus anderen Kontexten wissen.

erstellt: 16.02.12
©Michael Rüsenberg, 2012. Alle Rechte vorbehalten