SLAVIN-ELDH-LILLINGER Starlight ****

01. Momentan I (Lillinger), 02. Kosmos (Slavin), 03. C17H21NS4 (Slavin), 04. Gullmaj (Eldh), Achse des Guten (Lillinger), Pause (Slavin, Eldh, Lillinger), 07. Hatred (Eldh), 08. Starlight (Brossa), 09. Manipulieren (Eldh), 10. Patterns (Nelson), 11. Flirren (Slavin, Eldh, Lillinger), 12. Momentan II (Lillinger)



Wanja Slavin - as, Petter Eldh - b, Christian Lillinger - dr

rec. 17.12.2011
Unit Records o.Nr., LC 00817

Keine Frage, hier versammeln sich gute Musiker.
Petter Eldh hat wirkt seit Jahren im Trio von Django Bates und gehört zu Schneeweiss + Rosenrot, besser/breiter kann man in Europa kaum aufgestellt sein.
Christian Lillinger war der meist-diskutierte Schlagzeuger beim Jazzfest Berlin 2012, und selbst die, die mit seinen ausufernden Bewegungen wenig anfangen können, loben seine Kompetenz.
Wanja Slavin schliesslich war auf dem Moers Festival 2009 (mit Lillinger), er hat einen für Europäer unüblichen, „schwarzen“ Ton auf dem Alt, nicht unähnlich dem von Ignaz Dinne.
Die drei sind gut eingespielt, hören einander zu, reagieren aufeinander, an der Interaktion gibt´s nix zu kritteln.
cover-slavinUnd sie können viel: uptempo swing („Hatred“), traditionellen swing wie im Titelstück, offbeat im Sinne von beat displacement („Manipulieren“), sie können´s Monk´isch („Kosmos“) oder a la Ornette Coleman („Gullmaj“).
Im Grunde legen sie zwölf kleine Kabinettstückchen vor, über die es en detail viel zu berichten gäbe. Ältere Ohren dürften sich - unter ganz anderem stilistischen Vorzeichen freilich - an Back Door erinnert fühlen, jenes Rockjazz-Trio um den Bassisten Colin Hodgkinson in den 70ern; dessen Stücke waren ähnlich kurz.
Und hier liegt das Problem von Slavin-Eldh-Lillinger: aller technischen Rafinesse zum Trotz geht diesem dreckigen Dutzend eine Narration völlig ab. Kleinteiligkeit dominiert. Wenig hält es zusammen - ausser einem muffigen Klangbild (insbesondere in „Die Achse des Guten“, über den Titelklau wird sich H.M. Broder freuen), wie man es aus Proberäumen kennt, obgleich für diese Produktion zwei Studios in Brandenburg und Berlin genannt werden.
Schön, wenn Musiker die Produktion selbst in die Hand nehmen und sich von keinem Produzenten ´reinreden lassen (so will es die Jazzideologie, und so lassen sich die drei auch ankündigen, nämlich als Angehörige „einer Generation von Musikern, die sich keinem stilistischen Dogma unterwirft“, in deren kollektiv entwickelter Musik „Einflüsse aus Hip-Hop, Pop und neuer Musik, sowie natürlich des Jazz zu hören“ seien - was für ein Schmarrn!)
Ein paar frische Ohren, wie es in der Szene so schön heisst, wären hier dringend vonnöten gewesen. Sie hätten nicht nur das maue Klangbild gefiltert, sondern auf Probleme der Form hingewiesen (warum, zum Beispiel, wird das Titelstück im Bass-Solo nach 1:28 einfach ausgeblendet?), und generell die Ambitionen der drei so gebündelt, dass sie Gültigkeit über den Proberaum hinaus beanspruchen dürften.
Es hätte sich gelohnt, die Grundlagen sind vorhanden.

erstellt: 12.09.13
©Michael Rüsenberg, 2013. Alle Rechte vorbehalten