Monheim Triennale II, The Prequel 2024

Die Monheim Triennale - man kann es nicht oft genug sagen - gehorcht nicht der Zeitangabe in ihrem Namen: sie findet keineswegs alle drei Jahre statt, vielmehr „eine Monheim Triennale erstreckt sich jeweils über drei Jahre.“
Und da muss man fein auseinanderhalten: die Triennale selbst, aktuell die Version II, sie findet erst 2025 statt.
Die erste Vorstufe dazu liegt bereits hinter uns, „The Sound“ im Juni 2023.
Die nächste Stufe, „The Prequel“, wird vom 4. bis 6. Juli 2024 gezündet.
Dann treffen 16 Signature-Artists erstmals aufeinander. Sie lernen sich dort kennen, „sie sammeln Eindrücke und lassen sich für ihre Signature-Projekte inspirieren – und natürlich stellen sie sich mit gemeinsamen und Solo-Konzerten vor.“
Sie verabreden die Projekte, bis hin zu Orchesterformaten, die dann 2025 die Hauptsache, die Triennale II, ausmachen werden.
Die Künstler 2024/2025 sind nominiert, nicht von Festival-Intendant Reiner Michalke allein, sondern gemeinsam mit einem fünfköpfigen, internationalen Kuratorium.
Artists Triennale 2024 Prequel   1Unter den 16 Künstlern ist einer aus den Stufen der Triennale I mit dabei, der in Monheim quasi ubiquitäre Shahzad Ismaily (NYC); die in Georgien geborene, in Holland lebende Klangkünstlerin Anushka Chkheidze kennt man aus „The Sound“ 2023.
Peter Evans hingegen, experimenteller Trompeter aus NYC, ein wohlvertrauter Gast aus Michalkes Stadtgarten- und Moers-Zeiten, wird erst 2024 seine Monheim-Festival-Premiere haben.
Terre Thaemlitz war schon für 2021 eingeplant, aber wegen Krankheit verhindert. Die Multimedia-Produzentin (untere Reihe, 2. v.l.) dürfte - unter dem Aspekt „diversity“ - die auffälligste, außermusikalische Agenda verfolgen.
Bei deren näherer Bestimmung wechselt die Monheim-Webseite nicht nur die Personalpronomina, sondern zieht auch einen Begriff aus der Kernreaktortechnik heran:
„Ihr entschlossenes, tiefgehendes Engagement in der Kritikalität macht ihn zu einem nicht einfach zu thematisierenden Sujet, da sie den Vermittler unerbittlich dazu zwingt, alle Vorurteile und Annahmen zu hinterfragen.“
Dass dieser Zwang dem Eigentlichen, dem Hören von Musik, nicht zwingend förderlich sein muss - Stadtgarten-Konzertgänger erinnern sich an einen Thaemlitz-Auftritt vor etlichen Jahren, bei dem dem ersten Ton eine Rede von der Dauer eines ganzen sets voraufging.
Ob Terre Thaemlitz 2024 mit Heiner Goebbels kooperieren wird?
Dieser Künstler hat die Siebzig überschritten, er ließe sich mit allem, was das zeitgenössische Vokabular vorhält, anrempeln. Aber, hey, vielleicht werden die aufgeregten Stimmen angesichts eines Lebenswerkes, das einen unfassbaren Rahmen umspannt (Jazzmusiker, Brecht/Eisler-Interpret, Musiktheaterkomponist, Festivalintendant, Universitätsdozent) aus Respekt vor diesem sich selbst von Anfang an auf Stumm schalten.
Heiner Goebbels dürfte nicht nur die prominenteste, sondern auch die gewichtigste Signatur in Monheim hinterlassen.
Goebbels ist lange nicht mehr Jazz, Peter Evans schon noch, ebenso der New Yorker Saxophonist Darius Jones mit eigenwilliger Notation & Intonation, und die Kölner Posaunistin Shannon Barnett ganz sicher.
Das macht Jazz noch nicht zur dominanten Farbe, und das ist in Monheim auch gar nicht beabsichtigt. Das Festival erschließt sich ein Zeitgenossentum, das im vorhinein gar nicht und vielleicht auch im nachhinein nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen ist. (Warum auch?)
Es gibt - auch das eine grobe Vereinfachung - eine große Abteilung für Electronica & breakbeats (Ludwig Wandinger, Rojin Sharafi sowie Muqata’a, geboren Ramallah).
Der Publikumsliebling - und hier fällt eine Prognose nicht schwer - dürfte Brìghde Chaimbeul werden, mit „experimeneller keltischer Musik“. Irland-Fans werden nicht genug davon bekommen.
Das vollständige Programm hier.

erstellt: 07.11.23
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