CHICK COREA, BRIAN BLADE, CHRISTIAN MCBRIDE Trilogy 3 *******
01. Humpty Dumpty (Chick Corea), 02. Windows, 03. Ask Me Now (Thelonious Monk), 04. You'd Be So Easy To Love (Cole Porter), 05. Trinkle Tinkle (Monk), 06. Scarlatti: Sonata In D Minor K9, L413 Allegro, 07. Spanish Song, 08. Tempus Fugit (Bud Powell)
Chick Corea - p, Brian Blade - dr, Christian McBride - b
rec. 02/03/2020
Candid CAN33542
Dass dieses Album für einen Grammy 2026 nominiert ist, dürfte kaum überraschen.
Es ist das zweite Projekt aus dem Nachlass des am 9. Februar 2021 verstorbenen Pianisten (von vermutlich x, die gerne noch folgen dürfen). Das erste war wenige Monate nach seinem Tod eines seines anderen Pianotrios, der Acoustic Band.
Die meisten anderen Repräsentanten dieser Königsklasse sind verstorben; Herbie Hancock hält uns seit Jahren hin mit einem neuen Album, Keith Jarrett kann nicht mehr spielen. Auch in seinem Falle dürfte alles, was noch kommt, from the vaults, aus den Archiven stammen. Da rückt ein jeder aus dieser Liga in die pole position bei Auszeichnungen.
Dies ist klar erkennbar (Ansagen, Beifall) ein Live-Album. Aus den liner notes von Christian McBride und Brian Blade, die Nachrufe nahekommen, muss man mühsam schließen, dass die Aufnahmen wohl auf einer 21-Stationen-Tour in Europa im Februar & März 2020 entstanden sind.
Im Gegensatz zum Auftakt dieser Serie, dem Triple-Album „Trilogy“(2010/2012), lassen die liner notes offen, wo & wann.
Dafür versäumen sie nicht, wie immer, Verbeugungen vor der Ehefrau Gail Corea sowie vor Ron L. Hubbard, dem Scientology-Gründer.
Aber, hey, das sind keine Spaßbremsen.
Die Musik perlt von Anfang an.
Mit „Humpty Dumpty“, einem leichtfüßigen swinger aus „The Mad Hatter“ (1978) - und wie fast alle tracks hinreichend bekannt in diversen Interpretationen aus der großen Chick Corea-Bibliothek.
Gleichwohl hat man Überschneidungen mit dem Repertoire der beiden Vorgänger aus dieser Triologie vermieden.
In „Humpty Dumpty“ markiert Christian McBride früh seinen besonderen Raum in diesem Kontext: er tritt ausführlicher als sonst als Solist hervor, hier mit einer motivischen Improvisation, in der er sich immer wieder auf das Thema bezieht.
„Windows“ greift noch mal ein Jahrzehnt weiter zurück, auf „Now he sings, now he sobs“ von 1968, das Trio mit Miroslav Vitous, b, und Roy Haynes, dr, das mehr als die Acoustic Band (mit John Patitucci, b, und Dave Weckl, dr) als Vorläufer dieses Trios gelten kann.
„Windows“ mit seinem 6/8-Takt zeigt(e) frühe Bezüge Chick Coreas zu spanischen Musik, die hier im dem Bolero von „Spanish Song“ erneut zum Ausdruck kommen.
Nicht zu vergessen, die Scarlatti (Cembalo)-Sonate in d-moll, gleichfalls im 6/8-Takt. Das Thema, brav mitgestrichen auf dem Kontrabass, hat was von einer Pflichtübung, ehe das Trio dann in das spanische Flair dieser Sonate ausschwärmt.
Ansonsten wie üblich bei Corea: Monk-Standards, „Ask me now“ (mit einem langen, auch mal kurz Ragtime anschaukelnden Piano-Intro) und „Trinkle Tinkle“.
Hier springt Corea im Intro viel Monk´isher einher. Und dann baut sich ein mondäner midtempo swing auf, der mit stop times früh andeutet, dass hier noch was passieren wird: ein drum-solo von Brian Blade mit Einwürfen der anderen sowie eine Passage, in der McBride mal kurz in zwei Takten das Tempo verdoppelt.
Grandioser Abschluß, „Tempus Fugit“, der Bebop-Klassiker von Bud Powell (aus dem Album „Remembering Bud Powell“, 1998, damals schon mit Christian McBride); auch hier ein eindrucksvolles Baßsolo sowie erneut drum-solo gegen riff.
erstellt: 21.11.25
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