LEWIS WRIGHT The Colour of Intention *****

01. Mettle (Lewis Wright), 02. Recover, 03. Resolve, 04. Raise (for Z.), 05. Les Lilas, 06. Brilliant Corners (Monk)

Lewis Wright - vib, Matt Brewer - b, Marcus Gilmore - dr

rec. 12/2019
Signum Classics SIGCD 634

Mag sein, dass durch den Afro-Amerikaner Joel Ross das Vibraphon derzeit einen leichten Aufmerksamkeitsschub erfährt - die Europäer haben in diesem Spiel aber keineswegs schlechte Karten, handwerklich schon gar nicht.
Da ist seit langem der rasante Christopher Dell; da ist, auch nicht erst seit gestern, Lewis Wright („* um 1990 in Norwich“, wie das deutsche Wikipedia herumgeheimnist).
(Wo ist eigentlich Severi Pyysalo aus Finnland abgeblieben?)
Wright´s Debüt datiert von 2006, wenig später steigt er beim Quartett Empirical ein, ein großes Hallo begleitet dann sein Album „Duets“ (2016), das aus sieben Duo-Stücken mit Kit Downes besteht.
Nach „Duets“ veröffentlicht Lewis Wright erneut bei einem Klassik-Label, da steht Hochtempo-Avantgarde wie im Falle Dell nicht in Aussicht, sondern blitz-blanke Konvention. Und gutes Handwerk.
Daran mangelt es Matt Brewer, b, und Marcus Gilmore, dr, der New Yorker Rhythmusgruppe, nicht.
cover wright intention 1
Gleich der Auftakt, „Mettle“, ein 6/4-ostinato in den beiden Schlegeln der linken, das Thema in der rechten Spielhand, das Ganze auch noch leicht angeshufflet, ist schon mal nicht für einen jeden.
(Das Youtube Video verdeutlicht sehr schön die Abläufe).
Mit „Recover“ folgt die allfällige Ballade, getränkt von viel Schwebeklang des Vibraphons.
„Resolve“ hält die Klangwolken zunächst ähnlich hoch, folgt aber einer Blues-Struktur.
Nach „Raise (for Z.)“, einer weiteren Ballade, meint man, in „Les Lilas“ einen Standard zu hören.
Hatte nicht Wayne Shorter irgendwann einen ähnlich lautenden Titel?
Das Netz durchsucht, und man bleibt bei der ersten Lösung, die angeboten wird: „Les Lilas“ ist ein östlicher Vorort von Paris.

Jetzt müsste mal wieder Zugluft kommen - und sie kommt: „Brilliant Corners“, eines der großen Schlachtrösser von Meister Monk. Die drei spielen drei Chorusse, als wollten sie nichts als nach Hause.
Und im vierten kommt, was kommen muss: double time Tempo.
Irjenswie stockt es im Solo von Matt Brewer, aber Marcus Gilmore und Lewis Wright fahren in einem gekonnten tradin´ fours die Ernte dann doch in die Scheuer.
Ein unterhaltsames Album, gewiss, aber braucht´s dafür zwei Flüge über den Atlantik?

erstellt: 05.02.21
©Michael Rüsenberg, 2021. Alle Rechte vorbehalten