Heuer (03.05.24) kommt diese Kolumne ihrem Gegenstand sehr nahe.
Heuer geht es um niemand Geringeren als … „den erstaunlichsten Jazzmusiker der Welt“: Kamasi Washington.
Yes, folks. Nur wem die Jazzkritiken in der SZ fremd sind, dem/der verschlägt es kurzzeitig den Atem.
Langjährige Abonnenten erahnen bei diesem Trailer sowie der Überschrift „Die Art, wie wir denken und existieren, ist definitiv überholt“ einen weiteren Anlauf zu hoher Jazzkunde.
Ein Gespräch mit dem Protagonisten anlässlich seines neuen Albums „Fearless Movement“.
Der Spiegel, einst „Sturmgeschütz der Demokratie“, aber sicher nicht mit gleichem Feuer auf dem Felde der Jazzkritik, hat es sanft verrissen.
Die SZ hört darin, gegenüber den beiden Vorgängern, „auf alle Fälle eine Steigerung“. Denn „die Ausschläge in Ruhe und Ekstase sind wie immer gewaltig“.
„Die Musik (kommt) von irgendwoher durch dich hindurch“, sagt Washington über den Zustand, den er beim Spielen erreicht. Diese Haltung teilen viele seiner KollegInnen; die britischen Improvisationsforscher Raymond MacDonald und Graeme B. Wilson beschreiben diese Kategorie als mystery repertoire (gegenüber mastery repertoire, das die rein auf ihr Handwerk sich Beziehenden erfasst).
Das Gespräch kommt, selbstverständlich, auf John Coltrane, und schließlich auf die politische Lage in Amerika. Es fällt der oben zitierte Satz über das Denken & Existieren, der vermutlich mehrheitsfähig ist. Und ein weiterer, der keine Anzeichen von irgendeiner mastery verrät, sondern krass mystery im Sinne von Abwesenheit politischen Urteilsvermögens:
„Wir haben hier zwei Männern in ihren Achtzigern, die offen gesagt nicht wirklich qualifiziert sind, das zu tun, was sie tun wollen.“
erstellt: 03.05.24
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