Jeff Beck, 1944-2023

Jeff BeckVielleicht gibt sich demnächst eine/r der elektrischen Kunst auf sechs Saiten Kundige/r die Mühe, ähnlich wie Ethan Iverson, aus subjektiver Perspektive, aber penibel, den Größten zu selektieren.
Iverson hat aus den Big Four des Jazzpianos seinen Favoriten destilliert.
Warum nicht aus Jazzperspektive nun mal den größten Rockgitarristen wählen?
Eric Clapton käme sicher nicht in die engere Wahl, vermutlich blieben nur Jimi Hendrix und Jeff Beck übrig.
Aber, wäre das nicht spannend genug?
Sicher, im Falle Hendrix, fielen die persönlichen Beziehungen prominenter aus; immerhin hat er mehrfach Miles getroffen.
Beck aber hat mit John McLaughlin gespielt, mit Stanley Clarke, mit Jan Hammer, Eddie Harris, nicht zu vergessen Will Lee, auf „Oh!“ (in puncto Grooves ein Hammer-Album!), wo Beck in Hendrix´ „Driftin“ davonschwebt, als sei das Stück immer seines gewesen.
Beck hat Jazzmusiker interpretiert: John Lewis, Charles Mingus, Billy Cobham, John McLaughlin.
In der Hauptsache aber: was für ein timing, das Blues-Feeling, die Blues-Triller, die vamps, die „Stottermelodik“, die extremen bendings, die schweren Shuffle-Grooves, die abrupten Klangfarben-Wechsel, das kontrollierte Feedback!
(Für Jazz-Ohren) das alles in höchster Konzentration auf „Performing this Week“, dem Live-Mitschnitt aus einer Woche im Ronnie Scott´s Club zu London, 2007.
Gerade seiner Andersartigkeit wegen verehren ihn Jazzmusiker. Oder, wie einer von ihnen, Mark Wingfield, in London Jazz News schreibt:
"Mit ein oder zwei Noten auf der Gitarre viel zu sagen, erfordert einen ganz anderen Bereich von Handwerk und Hingabe. In diesem Bereich war Jeff ein Meister. Man hörte ihn zwar nicht 16tel-Noten-BeBop oder Tonleiterläufe spielen, aber was er mit einer Handvoll Noten oder sogar nur einer einzelnen Note anstellen konnte, konnte einen um den Verstand bringen".
(hier ringt der professionelle Beobachter Rick Beato um Worte, um seine Begeisterung auszudrücken.)
Geoffrey „Jeff“ Arnold Beck, geboren am 24. Juni 1944 in Wallington/Surrey, verstarb am 10. Januar 2023 in Wadhurst/East Sussex an bakterieller Mengenitis.
Er wurde 78 Jahre alt.

Foto: Mandy Hall (CC BY 2.0)
erstellt: 12.01.23
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