Die Nachricht von der Rückkehr von FMP in die deutsche Hauptstadt mag FreeJazz-Ferne überraschen.
Rückkehr? War das Label denn je woanders?
Ja, doch. 2003, mit der Pensionierung (als Sozialarbeiter) des FMP-Gründers & Mentors Jost Gebers (1940-2023) hatte es sich dort versteckt, wo niemals einer seiner Töne hinlangte, in Borken, in der westfälischen Provinz.
Es gehört zu den besseren Szenen in dem missratenen Film „Tastenarbeiter - Alexander von Schlippenbach“ (2023), als Gebers dort das Rolltor einer Garage hochzieht, die sich als gut-sortiertes Archiv entpuppt, und sodann die politische Heißluft der Doku mit Sätzen wie diesem entkorkt:
„Man kann zu dieser Musik nicht Ho-Chi-Minh brüllend über´n Kudamm rennen.“
Ein Phänomen wie FMP hatte vielleicht mal einen Ort, das alte West-Berlin, wo manche seiner legendären Katalogeinträge akustisch eingefangen wurden.
Eigentlich ist es ubiquitär; seine Fans, heute: seine community, ist weltweit zu finden. Teile des Kataloges schweben längst über allem & allen; sie sind in der cloud, bei bandcamp.
Was besagt da schon, dass ein 400-Seiten-Nachschlagewerk („FMP -The Living Music“) 2022 bei Wolke in Hofheim, in der hessischen Provinz, verlegt worden ist.
„Return to Berlin“ besagt auch nicht mehr, als dass die Hauptsache, der Tonträger-Katalog, nun von einer Adresse aus in Prenzelberg gesteuert wird.
Dort wohnt der „Living Music“-Autor und Kurator Markus Müller. Ihn hat Gebers in seinem Testament als Treuhänder bestimmt. Und er hat einen Plan.
In den nächsten fünf Jahren will er - zusätzlich zu dem FMP-Bestand auf bandcamp - lange Vergriffenes, neu gemastered, digital herausbringen. Am 25. Oktober zum Beispiel Brötzmann/Mangelsdorff/Sommer „Pica Pica“ (1982) oder, aus demselben Jahr, „Pakistani Pomade“ vom Schlippenbach Trio, zwei Wochen zuvor.
In einem Jahr sollen Tonträger dazukommen, CDs, auch Erstveröffentlichungen aus dem physischen Archiv. Es befindet sich sowohl in Borken als auch in Berlin.
erstellt: 30.09.24
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