That´s Jazz? - That´s Feuilleton! (13)

Der Jazz gilt gemeinhin als intellektuelle Musik. Früher war das ein Ehrentitel, heute trägt er schwer daran. Wobei ihm dieses Image kaum kraft geistiger Anstrengung zu teil wurde, sondern vielfach im Abwind von „Gedankenfürzen“ (schöne Piratin Marina Weisband) hängen blieb.
Das reicht heute für einen Platz im Feuilleton, beispielsweise der SZ, die weniger die Eigenheiten des Jazz interessiert, sondern großflächig immer gern die Frage, „ob das Genre noch relevant ist“.
Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Äußerungen eines Nicholas Payton ihren Weg dorthin finden. „Im Unterschied zu Duke Ellington, Miles Davis und Abbey Lincoln, die es als Beleidigung empfanden, wenn ihre Musik als Jazz bezeichnet wurde, scheint nun zum ersten Male in der Geschichte dieser Musik der richtige Zeitpunkt für den Diskurs gekommen zu sein.“
Die Servilität, mit der ein ausgewiesener Afro-Amerikaner-Versteher die Debatte aufbereitet, enthält allerdings keinerlei Indiz für diesen Satz. „In den USA tobt ein Streit“ - aber kein einziger Kontrahent wird genannt.
Und selbst einem seriösen Theoretiker wie dem Posaunisten und Columbia-Professor George Lewis wird Gedankenfutter zugeschrieben, das Fragezeichen produziert: „Die Arbeit afroamerikanischer experimenteller Komponisten bezeichnet Lewis als stabilitätsgefährdend.“
Wow. Weiss die CIA davon?
Verborgen bleibt schließlich auch, was Payton - außer mal auf die Kacke hauen - eigentlich will:
„Seine Behauptung jedenfalls, dass es reiche, nur das Wort Jazz, nicht aber die Musik dahinter zu ändern, klingt wenig glaubwürdig“.
Das klingt nicht nur „wenig glaubwürdig“, das ist Unfug.