THE IMPOSSIBLE GENTLEMEN Let´s get deLuxe ******

01. Let´s get DeLuxe (Walker, Simcock), 02. It could have been a simple Goodbye, 03. A Fedora for Dora, 04. Miniature, 05. Terrace Legend, 06. Dog Time, 07. Hold out for the Sun, 08. Intro to Propane Jane, 09. Propane Jane, 10. Speak to me of Home



Gwilym Simcock - p, keyb, frh, flh, acc, via, mar, per, Mike Walker - g, dog whistle, Iain Dixon - ss, ts. cl, vcl, fl, Steve Rodby - b, Adam Nussbaum - dr

rec. 02/2015
Basho Records 105172019

Das vorherige Album dieser unmöglichen Herren aus UK und USA ist bei Jazzcity auf wenig Gegenliebe gestoßen.
Das verhält sich mit diesem, dem dritten Album der Band, ziemlich anders. Es ist nicht nur erheblich besser produziert, es sprüht geradezu vor Einfällen, vor allem unter dem Signum „Arrangement“, und auch deshalb wirkt es sehr unterhaltsam.
Dass es gleichwohl in der Wertung nicht noch höher rutscht, hängt damit zusammen, dass es so gut wie nichts Neues enthält, das Bewährte, Vertraute aber ungemein farbig ausbreitet.
Und das ist wenig „Britisches“. Es dürfte keine zweite unter den je in Wales entstandenen Musikproduktionen geben, die so sehr nach Westcoast klingt, nach US-Westküste. Und das ist Teil des Vergnügens.
cover impossible luxe
John Fordham („Guardian“) hat vollkommen recht, wenn er in „It could have been a simple Goodbye“ Steely Dan licks hört. Und ebenso ist - nicht nur in den Gitarrenlinien von Mike Walker - Larry Carlton präsent. Auch die Art der Melodik, die Harmoniesierungen, die Arrangements klingt „amerikanisch“, um nicht zu sagen a la Westcoast. Auch Pat Metheny schwingt mit; kein Wunder, Steve Rodby war jahrelang sein Bassist/Produzent. Gegenwärtig gehört Gwilym Simcock zu seiner Band.
Dabei unterliegt „It could have been a simple Goodbye“, auch geographisch, einer völlig anderen Bestimmung: es ist eine Hommage an den 2015 verstorbenen, großen britischen Jazzpianisten John Taylor.

Was für „Let´s get DeLuxe“ einnimmt, ist auch die erhebliche Ausweitung des Instrumenatriums, insbesondere auf Seiten Simcock´s; er bedient nun auch keyboards, zwei Blechblasinstrumente, zwei Schlegelinstrumente sowie Akkordeon. Und letzteres, dazu Marimba setzt er z.B. ein in dem opulent arrangierten „Hold out for the Sun“, eine leichte Bossa Nova.
Der track davor, „Dog Time“, wiederum sehr un-britisch, läuft über einen New Orleans backbeat, unterlegt von einer herrlich knarzigen Baklarinette, gespielt von Iain Dixon. Dieser schottische Holzbläser kommt so gut wie gar nicht solistisch zum Zuge, sondern ausschließich als Klangfarben-Maler.
Vermutlich haben die beiden Komponisten Simcock & Walker ihm den Marsch „Propane Jane“ zugedacht, wo Simcock das Akkordeon klangfarblich dem Dudelsack annähert.
„Terrace Legend“ dürfte seiner Fußball-Leidenschaft geschuldet sein; das Jazzrock-Stück atmet wieder viel von Larry Carlton, vor allem in Walker´s Solo, stop time, Pianoakkord, und dann steigt Simcock ein. Unter seinem sich langsam vortastenden Solo hört man eine Zeitlang keinen Akkord, wohl aber Raunen aus dem Fußballstadion.
Einen solchen „gewagten“ Griff hätte man den Gentlemen gar nicht zugetraut, es ist eine Novität, zumindest ein Novitätchen.

erstellt: 08.09.16
©Michael Rüsenberg, 2016. Alle Rechte vorbehalten