THE IMPOSSIBLE GENTLEMEN Internationally Recognised Aliens ***
01. Heute Loiter (Simcock, Mike Walker), 02. Just to see you (Simcock), 03. Modern Day Heroes (Simcock, Walker), 04. The Sliver of other Lovers, Mike Walker), 05. Crank of Cam Bay, 06. Love in unlikely Places (Simcock, Walker), 07. Barber Blues (Simcock), 08. Ever after (Swallow)
Gwilym Simcock - p, Mike Walker - g, Steve Swallow - bg, Adam Nussbaum - dr, Steve Rodby - b (2,7)
rec. 2013 (?) Basho Records SRCD 43-2, LC 19940
Die Impossible Gentlemen laufen Gefahr, ein zweites United Jazz + Rock Ensemble zu werden. Wie jenes tragen sie die Namen ihrer (überwiegend) prominenten Mitglieder wie eine Monstranz voran, wie jenes liefern sie eine Leistung, die klar unter dem Level der einzelnen Bandmitglieder rangiert.
Im Klartext: noch eine jede Unternehmung von Gwilym Simcock und Steve Swallow, wohl auch von Adam Nussbaum, bietet einen höheren künstlerischen Wert, glänzt mit mehr strukturellen und vor allem interpretatorischen Perlen als dieses zweite Album der angeblich so unmöglichen Herren.
Es ist zum Schreien, wenn man sich gegenüber diesem rhythmischen Stoppelfeld die Feinmotorik der Rhythmusgruppe des Simcock Trios (mit Yuri Goloubev und James Maddren) in Erinnerung ruft oder den Esprit im Lighthouse Trio mit Tim Garland und Asaf Sirkis.
Das mag daran liegen, dass Simcock für Jazzrock und Funk sich wenig eignet, oder nicht mit dieser Rhythmusgruppe (zu der in zwei Stücken noch der Metheny-Veteran Steve Rodby sich gesellt.)
Man möchte z.B. Mäuschen sein, wenn John Scofield, blindfolded, der Eröffnungstrack dieses Albums präsentiert wird. Wir stellen uns vor, dass er völlig ungläubig die Enthüllung quittieren wird, dass hier u.a. zwei seiner Gefolgsleute und ein hochgerühmter junger Pianist aus England neben einem Gitarristen („Mark who?“, wird er fragen) durch Funkmuster seiner Überjam Combo stolpern.
Und so bleibt es. Es erklingt nicht ein Ton, nicht eine Phrase, die man nicht woanders schön gehört hat.
Ein gewisse Erholung bietet das im Thema Metheny-esk narrative „The Sliver of other Lovers“, wo Walker in seinem Solo in der Tat schöne Blues-Vokalisierungen auf der Gitarre glücken. Simcock klingt auch hier nicht überzeugend und weit unter seinem Format.
„Barber Blues“, ein 16-Takte Blues, der sich auf Samuel Barber und nicht auf den Barbershop bezieht, eröffnet mit einem trickreichen ostinato in der linken Pianohand, das leicht „auftrumpfende“ Thema lässt sich gut an, aber dann, als Steve Rodby mit seinem Kontrabass übernimmt, sackt alles wieder zusammen.
Träte Gwilym Simcock so mit seinem Trio an - es wäre nie und nimmer soviel Lorbeer auf ihn herabgefallen.
erstellt: 07.09.13
©Michael Rüsenberg, 2013. Alle Rechte vorbehalten