CASSANDRA WILSON Thunderbird *****

01. Go to Mexico (Wilson, Ciancia, Elizondo, Modeliste, Neville, Nocentelli, Porter jr), 02. Closer to you (Jakob Dylan), 03. Easy Rider (trad), 04. It would be so easy (Wilson, Ciancia, Elizondo, Piersante), 05. Red River Valley (trad), 06. Poet (Wilson, Ciancia), 07. I want to be loved (Willie Dixon), 08. Lost (Joseph Harry Burnett), 09. Strike a Match (Burnett, Coen), 10. Tarot (Wilson, Ciancia, Keltner)

Cassandra Wilson
- voc, g; Gregoire Maret - harm, Colin Linden, Keb Mo, Marc Ribot - g, Keefus Ciancia - keyb, bg, progr; Mike Elizondo - progr, b, bg; Reginald Veal - b, bg; Jay Bellerose, Jim Keltner, Bill Maxwell - dr, Mike Piersante - perc

rec 2005 (?)
Blue Note 0946 3 55876 2 3; LC-Nr 0133

Dass die grösste unter den lebenden Jazzsängerinnen immer wieder Material aufgreift, das nicht dezidiert der afro-amerikanischen Tradition entspringt (von den
Monkees über Sting bis Hank Williams), hat es stark gemacht. Ein Song, den Cassandra Wilson in ihr Repertoire nimmt, wird immer auch promoviert durch die Präsenz ihrer Stimme, häufig auch durch die Bearbeitungskünste ihrer Arrangeure & Produzenten.
Ein solcher Song, der sich durch ihre andere Lesart neu entdecken liesse, findet sich hier nicht. Selbst einen
Willie Dixon, den sie früher mit dem Stolz der schwarzen Frau herausgestellt hat, geht sie hier verhalten, ja geradezu müde an. Die triumphale Geste, die ihr früher so gut zu Gebote stand, bleibt aus; die Tempi sind sich ähnlich, sie bewegen sich in einem engen Kanal, selbst aus der Präsenz von bis zu drei Schlagzeugern ("Poet"), vermag sie keinen Funken zu schlagen, geschweige denn einen "Thunderbird" aufsteigen lassen.
Eine hübsche Sammlung von
late nite songs ist entstanden, durchaus mit Retro-Charme der Sixties ("Strike a Match"), aber ein Ausweis der grossen Cassandra Wilson ist das nun mal nicht.

erstellt: 11.05.06

©Michael Rüsenberg, 2006, Alle Rechte vorbehalten