JASPER VAN´T HOF/FREDY STUDER Pangramm **

01. Pangramm (van´t Hof, Studer), 02. Iks Kaks Kander, 03. Le Marquis de Besancon, 04. Hopped up, 05. Homwoggle, 06. Zero Hour, 07. Jigaboo, 08. Witticism, 09. Irregular Benefit

Jasper van´t Hof - keyb, Fredy Studer - dr, perc, electr

rec. 30.06-02.07.2005
FMR Records FMRCD264-0808

Gern hätte wir in diesem Falle mit dem Begriff der bad bank operiert, mithin der Vorstellung, gefährliche Werte irgendwo auszulagern, sie unschädlich machen zu können.
Denn, was hier erklingt, mag man gut & gerne als "toxisch" bezeichnen, man mag es gerne abschieben wollen - aber gefährlich, gefahrenvoll ist es nicht, allenfalls abgedroschen, phantasielos bis zur Bewußtlosigkeit, ja ärmlich.
Außerdem fehlt eine andere wichtige Voraussetzung für eine bad bank: den Produzenten dieser Ware fehlt jedes Unrechtbewußtsein; eine negative Kritik wird sie kaum umstimmen in ihrem Bemühen, möglichst viele Kopien ihres Werkes - das ist nun mal die Bestimmung der Vervielfältigung eines Tonträgers - unter die Leute zu bringen.
Ein "Schaden" wird sich bestenfalls in Höhe des Kaufpreises bei denen einstellen, die dem guten Namen der beiden Musiker und den Coverangaben vertrauend eine aktuelle Elektro-Improvisationsmusik erwartet haben - und nun mit einer akustischen Roßtäuscherei vorliebnehmen müssen.
Aufgenommen wurde die Session im Sommer 2005 von
Jasper van´t Hof in Frankreich, bearbeitet, geschnitten und gemastert im April 2006 von einem gewissen Jean-Claude Pache, assistiert von den beiden Musikern. Selbst wenn es dort nicht stünde, könnte man aus dem finalen Produkt auf dieses Verfahren - erstmal Drauslosspielen, dann Bearbeiten - rückschließen. Dabei ist gegen die Methode wenig einzuwenden, kann man doch wenigstens ein Beispiel zitieren, wo aus einer "mißlungenen Improvisationssitzung" dank kluger Post-Produktion ein künstlerisch exzellentes Werk kompiliert wurde, im Falle von Lutz Glandien "The 5th Elephant".
Davon sind wir hier weit entfernt; die ersten zwei Minuten möchte man komplett einer bad bank überantworten, vulgo: man möchte sie nie mehr wieder hören, es ist eine Klischeesammlung sondergleichen, wie der kleine Max sich die Elektronische Musik vorstellt. Daß ein Musiker wie Jasper van´t Hof, der noch doch seit Jahrzehten an elektronischen Klangerzeugern Erfahrungen sammeln konnte, ein so stumpfes Gewusel veröffentlichen kann, spricht Bände. In den späten 70ern hätte man vielleicht noch aufgemerkt, nichts von diesen Klangabfällen spricht vom Anfang des neuen Jahrtausends.
Fredy Studer gesellt sich - man will ja "modern" sein - mit einem simplen TripHop-Muster im 4/4-Takt dazu.
Und so geht das weiter; die beiden versinken im Hall wie Max & Moritz weiland im Teig. Die banalen Muster, die sie - nein von einem "Austausch" kann ersthaft nicht die Rede sein, die vielzitierte "Kunst des Duos" steht lange auf einem ganz anderen Niveau. Stücke sind plötzlich zu Ende, ohne dass sie einen gestalterischen Gedanken preisgegeben hätten.
In track 6 - endlich! - baut sich langsam etwas auf. Van´t Hof hält sich endlich zurück, nudelt nicht herum, sondern mäandert um einen dunklen Orgelpunkt herum. Das passt nicht mal schlecht zu den Kurz-Echos (uralte Effekte, gewiß), die Studer an einzelnen Teilen seines drum set anstößt. 30 Sekunden vor Schluß wird van´t Hof weggeblendet und Studer beschließt das Stück mit einer langen Echo-Fahne.
In track 7 das alte Elend dieser Produktion, dass beide Musiker aus sehr unterschiedlichen Räumen klingen und sich daruch strukturell eher entfernen. Mit track 8 wiederholt sich - kaum variiert - die Prozedur von track 6.
Das hätte etwas werden können, hätten die beiden sich z.B. mal im britischen
Dub umgetan und ihre Eindrücke in ein Jazzidiom "übersetzt". Hier sind sie viel zu kurz gesprungen.

erstellt: 14.05.09

©Michael Rüsenberg, 2009, Alle Rechte vorbehalten