JEF LEE JOHNSON The Zimmerman Shadow ******
01. I am a lonesome Hobo (Bob Dylan), 02. Highway 61 Revisited, 03. As I went out one Morning, 04. Knockin´ on Heaven´s Door, 05. Idiot Wind, 06. Ballad of a Thin Man, 07. Blind Willie McTell, 08. One more Cup of Coffee, 09. Knockin´ on Heaven´s Door, 10. From a Buick 6, 11. Not out of the Book, 12. Knockin´ on Heaven´s Door
Jef Lee Johnson - g, voc, Yohannes Tona - bg, Charlie Patierno - dr
rec. ?/2009
Hope Street 8
Bob Dylan (bürgerlich: Robert Zimmerman) ist in, unter Jazzmusikern: die Bariton-Berserker von Deep Schrott haben sich jüngst seiner angenommen, 2009 und 2010 Ben Sidran - und zum gleichen Zeitpunkt auch Jef Lee Johnson (JNE ist erst jetzt auf diese Produktion aufmerksam geworden).
Johnson ist ein unterbewerteter schwarzer Gitarrist, in den 90ern taucht er bei Shannon Jackson auf, kurz nach 2000 in Minneapolis, bei den Sessions zu Michel Portal´s „Minneapolis“-Box. Produzent hier wie dort ist Jean Rochard, der im letzten Jahr für das neue Album von Benoit Delbecq wieder die Achse Frankreich-Minneapolis bemühte. Für beide Sessions hat er den in Äthiopien geborenen Bassisten Yohannes Tona gebucht.
Kurioserweise hat Ben Sidran seine beiden Dylan-Projekte keineswegs in Dylan-Country (Minnesota) produziert, sondern in Frankreich. Von dort wiederum fliegt immer wieder Rochard ein, um in einer der twin cities seine Landsleute afro-amerikanisch zu erden oder um Afro-Amerikanern den ihnen eigenen Boden zu bereiten.
Denn genau darum handelt es sich hier: im Auftaktstück, dem leicht elektrifizierten Country Rock von „I am a lonesome Cowboy“ (aus Dylan´s Album „John Wesley Harding“, 1967), hält Jef Lee Johnson ebenso wie Ben Sidran sich (noch) an die Form.
Erst mit dem schweren, verzerrten Baß-Riff von „Highway 61 Revisited“ legt er seine Gestaltungsmittel offen, es sind die eines Power Trios. Nach dem Pflichtteil, wenn der Text in einem Sprechgesang a la Dylan abgehandelt ist, wird die (Blues)-Form ad acta gelegt, alles ergiesst sich quasi modal in einem riesigen Feedback-Feuer. Das ist Hendrix Today, der Höhepunkt des Albums, der sich seine Legitimation von überall her holen könnte, z.B. von Dylan.
Nach gut 8 Minuten bricht er einfach ab, die Country-Ballade „As I went out this Morning“ (wiederum aus „John Wesley Harding“) beginnt unendlich langsam - und fällt nach vier Minuten ebenso in eine Blues-Rhapsodie, mit stellenweise beeindruckenden Vokalisierungen auf der Gitarre.
Die Grenze zu einer Identität a la Hendrix ist „Ballad of a Thin Man“ dann wirklich überschritten; ein Schelm, wer hier nicht instrumental und vokal „All along the Watchtower“ assoziiert.
Und spätestens hier bekommt an das Vergnügen an dieser Produktion eine Schattenseite: Dylan afro-amerikanisch einzutauchen - eine tolle Idee, zumal in seinem Repertoire ohnehin etliche Blues-Titel sich befinden (z.B. „Blind Willie McTell“ und „From a Buick 6“ auf diesem Album), aber die vielen Hendrix-Anleihen ermüden, und nach track 12, der dritten und letzten „Knockin´in Heaven´s Door“-Fassung (die sich nur in Details unterscheiden) will sich auch Erschöpfung einstellen; möglicherweise auch, weil unausgesprochene Subtitel des Albums "The Hendrix Shadow" lauten könnte.
Irjenswie scheint die Balance des Repertoires nicht zu stimmen, vielleicht aber ist unsereins auch nicht Blues-versessen genug.
PS: nicht unverwähnt sei die Edition dieses Albums, dank zahlreicher Aquarelle von Stéphane Levallois mutet es an wie ein Buch im CD-Format.
erstellt: 04.04.12
©Michael Rüsenberg, 2012. Alle Rechte vorbehalten