ROBERT GLASPER EXPERIMENT Black Radio ******

01. Lift off Mic Check (Glasper, Husayn), 02. Afro Blue (Santamaria), 03. Cherish the Day (Adu, Hale, Metthewman), 04. Always shine (Glasper, Fiasco), 05. Gonna be alright (Young, Glasper), 06. Move Love (Strother, Bias, Glasper), 07. Ah Yeah (Johnson, Payne, Glasper, Hodge), 08. The Consequences of Jealousy (Ndegeocello, Glasper), 09. We do we try (Williams, Kinchen, O´Dell, Waddel), 10. Black Radio (Smith, Glasper, Hodge, Dave), 11. Letter to Hermione (David Bowie), 12. Smells like Teen Spirit (Cobain, Grohl, Novoselic),  13. Fever (Hindi, Glasper)



Robert Glasper - p, ep, synth, Casey Benjamin - vocoder, fl, as, synth, Derek Hodge - bg, Chris Dave - dr, perc,
Jahi Sundance - turntables, Shafiq Husayn (1), Erykah Badu (2), Lalah Hathaway (3), Lupe Fiasco (4), Bilal (4,11), Ledisi (5), Amber Strother (6), Musiq Soulchild (7), Chrisette Michele (7), Meshell Ndegeoncello (8), Stokley (9), Yasin Bey (10), Hindi Zahra (13) - voc

rec. 2011 (?)
Blue Note 50999559014, LC 00133

Gute Nachricht für die, die zwischen Erykah Badu und Meshell Ndegeocello zu unterscheiden wissen, die Shafiq Husayn gegenüber Lalah Hathaway heraushören, Lupe Fiasco gegenüber Bilal - sie werden hier ordentlich bedient durch etliche aus dem für gewöhnlich gut geölten Geschwader afro-amerikanischer Heulsusen.
Die Bässe brummen sauber, die Grooves klingen nicht maschinen-haft, das ist guter schwarzer Pop, Soul hoch-komprimiert, hiphopig.
Schlechte Nachricht für die, die von den Eigenarten hören möchten, die das Kerntrio dieser Combo auszeichnet, sein Eintauchen in 2-Akkord-Bäder, die es mit Groovewechseln sondergleichen aufschäumt (jetzt steht das komplette Video eines exzellenten Konzertes aus Paris auf YouTube) - sie sind hier an der falschen Adresse. Sie werden unterfordert und mit einer unter-komplexen Lieferung regelrecht hingehalten.
cover-black radioDie Titelei tut ein Übriges: schleierhaft, was hieran „Experiment“ sein soll. Der Ausgang dieser Unternehmung ist keineswegs offen, sondern streng (Song)formatiert. Auch die Wahl der Mittel erscheint überwiegend altbacken; abgesehen von der druckvolleren Aufnahmetechnik sowie dem - guten - Rapper im Titelstück erinnert vieles an Herbie Hancock Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre (nur dass Robert Glasper keinen „Future Shock“ zündet, sondern ganz schön „retro“ ist.)
Nivana´s „Smells like Teen Spirit“ z.B. ist mit seinen Vocoder-Spielereien ganz im Stile von Onkel Herbie gehalten. Die Vorlage ist unverwüstlich, live überzieht die Band diese Grunge-Hymne mit unvergleichlichem afro-amerikanischen Schmelz (auf YouTube sind mehrere Fassungen zu sehen), hier liefert sie bestenfalls eine Reader´s Digest-Fassung davon. Und wer die Lauscher ganz weit ausfährt, mag sich daran delektieren, wie Chris Dave das Stück mit einem 32tel-Wirbel auf der bassdrum eröffnet und darüber einen Beat auf der snare rührt, als sei er geistig in einem anderen Film.
Es stimmt trotzdem, entspricht aber bestenfalls einer homöopathische Dose dessen, womit der Herr sonst nicht geizt.
Ältere Semester werden ohnehin abwinken: alles schon mal da gewesen!
Wieviele Jazzmusiker haben sich schon an die junge schwarze Gemeinde herangemacht?
Neben Onkel Herbie am überzeugendsten immer noch Foley, der ex-Miles Davis-Bassist, mit seinem „7 Years ago...Directions in Smart-Alec Music“ (1993). In vielem ein Vorläufer, ein Modell zu „Black Radio“ - unvergessen „Black Dog“ von Led Zeppelin in einer 58-Sekunden-Eruption mit Michael Bland - dr.
Die Plattennummer ist Mo Jazz 530205-2.

*Wertung am 27.06.12 auf ***** geändert, wg "Smells like Teen Spirit"

erstellt: 13.04.12
©Michael Rüsenberg, 2012. Alle Rechte vorbehalten