Eins hinter die Löffel

"Die Kinder werden verzogen", sagt er mit unwirklich sanfter Stimme, "aber eine vernünftige Erziehung ist in Frankreich nicht möglich, auch weil es verboten ist, die eigenen Kinder zu schlagen."
Möchten Sie von diesem Mann einen gebrauchten Renault kaufen?
Oder, von ihm ein Lied über die Liebe hören?
Das ist problemlos möglich, weil unser Mann "eigentlich nur von der Liebe" singt, weil "es so viele Probleme heute gibt, ob in Beziehungen oder in der Politik, und die Liebe die Antwort auf alle diese Probleme ist".
Unterstellt, der Mann sänge nicht, sondern spielte Jazz-Saxophon, und er käme nicht, wie unser Mann, aus Mali, sondern aus einem Land der EU - braute sich dann nicht wenigstens ein Stürmchen der Entrüstung in einem Jazz-Magazin zusammen?
Im vorliegenden Falle aber erteilt der gemeine Multikulturalismus dem Sänger Absolution.
"Dass diese Liebe, auch die zu den eigenen Kindern, mitunter etwas handgreiflicher daher kommen kann, das wollen wir dieses eine Mal noch als kulturelle Differenz abbuchen."
Wo liegt der Ort der grossen Nachsicht?
Wir glauben´s kaum und sind betroffen - in der
FR vom 1.2.06 - Vorhang zu und alle Fragen offen.
Ausser, ja wer ist denn nun das Goldkehlchen mit der lockeren Hand?
Es ist
Salif Keita, "die bekannteste Stimme Westafrikas".


©Michael Rüsenberg, 2006. Nachdruck verboten