DANIELSSON NESET LUND sun blowing *******

01. Little Jump (Lars Danielsson), 02. Sun Blowing, 03. Up North (Lund), 04. Salme (Neset), 05. Folksong (Lars Danielsson), 06. Evening Song for B (Lund), 07. Blå (Lars Danielsson), 08. The Cost of Living (Grolnick)

Lars Danielsson - b, progr, Marius Neset - ts, Morten Lund - dr

rec. 03.04.2014
ACT 9821-2

Marius Neset verfügt in seinen Bands mit Petter Eldh, b, (früher Jasper Høiby) und Anton Eger, dr, über eine der besten Rhythmusgruppen in Europa.
Warum sollte er sich auf eine andere, unterhalb dieses Standards einlassen?
Weil er als Gast zu ihr gebeten wurde.
Und das geschah so: 2012 kamen die drei in Kopenhagen lebenden Musiker, auf der Rückreise von JazzBaltica, im Zug, ins Gespräch; der Norweger Neset, der Schwede Danielsson und der Däne Lund.
2014 wird Morten Lund ein kostenloser Aufnahmetag im Kopenhagener MillFactory Studio angeboten, er lädt seine Mitfahrer ein, zu einer wenig aufwendigen, eher spontanen Session, wie es heißt - das ziemliche Gegenteil der Produktionsanforderungen, die Marius Neset für gewöhnlich stellt.
Die drei kommen zum ersten Male zusammen an jenem 3. April 2014.
Dass daraus „eine Sternstunde des Jazz“ erwachsen sei, ist Label-Propaganda, bestenfalls Wunschdenken, im Grunde eine schamlose Übertreibung.
cover Danielsson
Aber, „sun blowing“ ist trotzdem gut. Weil es Marius Neset in einem gelösten Kontext zeigt, in einfacheren Strukturen, abseits des Hochleistungsanspruchs, der sonst seiner Musik eingeschrieben ist.
Es ist eine Wohltat, ihn zur Abwechslung nicht in einem überladenen multitracking zu verfolgen, sondern lediglich vor dem Hintergrund einer Rhythmusgruppe.
Der opener ist schon ganz ansprechend, „Little Jump“, ein Stück im New Orleans backbeat, nicht ganz unraffiniert mit zwei Takten im Shuffle-Beat, die dem Thema eingezogen werden.


Auch „Sun Blowing“ stammt von Lars Danielsson, ein rubato Stück mit kleinen klanglichen Harmonie-Additionen zum Kontrabass.
Lund´s „Up North“ hat nichts mit dem gleichnamigen Stück von Bruford (1986) zu tun, es ist ein Calypso.
Danielsson´s „Folksong“ verbindet eine gewisse Folkhaftigkeit mit Neset´s „Salme“, wobei Neset in seinem Stück regelrecht den shouter gibt.
Das Überblasen, das Michael Brecker-hafte, das viele zu recht in seinem Spiel erkennen, tritt hier hervor, insbesondere in dem Abschlußtrack „The Cost of Living“ von dem unvergessenen Don Grolnick (1947-1996), in die Session gebracht von Marius Neset.
Zwar erreichen die drei nicht die gebrochene Eleganz des Originals von 1992 (schon gar nicht kopieren sie den schönen Trick von Grolnick, zwischendrin das Thema von Tony Williams´ „There comes a Time“ anzusteuern), aus einem Bolero-Feeling gleiten sie unter einem lasziv-expressiven Neset-Solo in einen leichten Rock-Groove, mit einem Hauch von New Orleans-Feeling - zurück auf Anfang.

erstellt: 23.04.16
©Michael Rüsenberg, 2016. Alle Rechte vorbehalten