MICHAEL GREGORY JACKSON CLARITY QUARTET Whenufindituwillknow *****
01. Theme X (Gregory Jackson), 02. Clarity 6, 03. Spin, 04. Blue blue, 05. Clarity 3, 06. Ah Yay, 07. Collectors of social Dismay, 08. Souvenirs, 09. Meditation in E
Michael Gregory Jackson - g, voc, harm, perc, Niels Praestholm - b, Simon Spang-Hanssen - ss, as, Matias Wolf Andreason - dr
rec. ? 2018
Golden MGJQ 004
Er ist wieder da. Unter seinem Klarnamen.
Michael Gregory Jackson.
Den hatte er 1983 verkürzt zu Michael Gregory, um namentlich nicht mit dem übermächtigen King of Pop verwechselt zu werden.
Musikalisch war das Risiko gering. MGJ war, obwohl nicht dort gebürtig (sondern 1953 in Connecticut), anfangs mit der Chicagoer AACM assoziiert, Ende der 70er Jahre gehörte er zur verwandten New Yorker Loft Szene eines, sagen wir vorsichtig, Afro Post Free Jazz.
Für den Wimpernschlag eines Albums, seines mit Abstand oberflächlichsten („Situation X“, 1983), beschwor er die Irriation einer Verwechslung selbst herauf, als er auf der Schleimspur einer ihm fremden Gattung ausrutschte, nämlich billigem Soul Pop.
Seinen bis heute besten Eindruck hatte er kurz zuvor hinterlassen, unter äußerster Reduktion, 1982, mit dem Album „Cowboys, Cartoons and Assorted Candy“ (1990 wiederveröffentlicht als „The Way we used to do“):
ein Mann - seine Stimme, seine Gitarre.
Das waren Songs, eingängige, eindringliche Soul-Balladen, einem Stevie Wonder viel näher als einem Ornette Coleman.
Beide Eckpunkte - die Anmut des Soul wie auch die Ornette Coleman-verwandte Melodik - sind nach wie vor präsent in diesem, seinem jüngsten Album.
Es ist keineswegs, wie wir zunächst annahmen, ein Come Back.
Wer sich auf seiner Webseite umtut, erkennt, dass er mit derselben dänischen Mannschaft, dem Clarity Quartet, bereits 2015 ein Album veröffentlicht hat („After before“).
Auch dies schon wieder unter vollständigem Namen, und - wie man auf den 30 Sekunden Appetithappen auf der Seite entnehmen kann - durchaus mit einem verwandten Programm.
Der Mann war also nie so exklusiv von der Bildfläche verschwunden, wie es uns vorgekommen haben mag.
Diesen Eindruck verstärken weitere Klanghappen auf der Webseite: 2000 hat er demnach mit „Red“ eine Fortsetzung seines 1982er „Cowboys…“-Kapitels vorgelegt.
Was auch dort erneut für ihn einnimmt, ist, dass Michael Gregory einen recht passablen Soul-Sänger gibt, inklusive der in diesem Genre gerne benötigten Falsett-Passagen.
Auf „Whenufindituwillknow“ singt er nicht, das Album ist rein instrumental.
Der Auftakt „Theme-X“, Geri Allen gewidmet, hat noch was von Soul-Anmut; es scheint viel Ornette Coleman durch („Clarity 6“, „Collectors of Social Dismay“, „Souvenirs“); es gibt einen geradezu profanen Shuffle („Blue blue“); eine Samba („Ay Yay“); eine motivische Kollektiv-Improvisation („Clarity 3“), die auf einem ostinato gründet - insofern durchaus „Klarheit“.
Das mag man Vielfalt nennen.
Aber woran es doch mangelt hier, ist eine expressive Haltung, die das alles mit Lust & Kraft zusammen hielte. Das testimonal von Pat Metheny, bei Michael Gregory handele es sich um einen „der signifikantesten Gitarristen“ löst bestenfalls Verwunderung, aber keinesfalls Bestätigung aus.
Man wünscht sich einen Interpreten X, der aus dem Material von Michael Gregory Jackson das herausholt, was höchstwahrscheinlich drinnen steckt.
erstellt: 13.08.19
©Michael Rüsenberg, 2019. Alle Rechte vorbehalten