
Unter älteren Semestern (wer zählt in unserer kleinen Welt nicht dazu 😉😜?) ruft der Name pfeilschnell Assoziationen an die 70er hervor.
Das ist richtig.
Z.B. „New Violin Summit“, als Joachim Ernst Berendt bei den Berliner Jazztagen 1971 vier Violinisten eine Rhythmusgruppe in der ihm typischen, verwegenen Auswahl zur Seite stellte (Neville Whitehead, bg, Terje Rypdal, g, Robert Wyatt, dr).
Drei der vier Spitzenfiddler - heute undenkbar - waren dem Publikum immerhin aus den Tourneen jener Jahre vertraut (Michal Urbaniak, Don „Sugarcane“ Harris, Jean-Luc Ponty).
Zusammen mit seiner damaligen Frau, der temperamentvollen Sängerin Urszula Dudziak, repräsentierte er damals auch die liberale Kulturpolitik eines Ostblocklandes, nämlich Polen (wohingegen wir immer die restriktive DDR als Gegenbeispiel mitdachten).
Er blieb der Pole auf eurpäischen Bühnen auch, nachdem er 1973 in die USA übergesiedelt war.
Die 70er Jahre Assoziation, sie ist aber auch unvollständig, erheblich unvollständig. Es gab ein Leben in den USA für den Geiger, der frühzeitig auch schon Altsaxophon gelernt und bis ins hohe Alter Tenorsaxophon gespielt hat.
Dazu auch Lyricon, einen frühen Synthie-Controller für Bläser.
Sein Feld in Amerika wurde noch mehr „Fusion“, wie schon 1974 der Titel eines seiner Alben lautete. 1986 gastiert er für ein Stück auf Miles´ „Tutu“, 1987 bei „Musik from Siesta“ (Marcus Miller/Miles Davis). Vorher bei Billy Cobham („Stratus“, 1981), später bei Paul Bley („Rejoicing“, 1984).
Dazwischen viel Funk, daneben eine Reihe von Mainstream-Alben für das Steeple Chase Label.
Von vielem, so hat es jetzt den Anschein, haben wir in Europa wenig Kenntnis erlangt.
Michal Urbaniak, geboren am 22. Januar 1943 in Warschau, verstarb am 20. Dezember in den USA. Er wurde 82 Jahre alt.
erstellt: 22.12.25
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