FRED HERSCH TRIO +2 *******

1. A Riddle Song (Hersch), 2. And I love her (Lennon, McCartney), 3. Miss B. (Hersch), 4. Black Dog pays a visit, 5. A Lark, 6. Down home, 7. Rain Waltz, 8. Marshall´s Plan, 9. Lee´s Dream, 10. The Chase

Fred Hersch
- p, Drew Gress - b, Nasheet Waits - dr, Ralph Alessi - tp, flh; Tony Malaby - ts

rec 22.9.2003
SunnyMoon/Palmetto PM 2099


Tja, so san´s halt, die Geschmäcker - verschieden.
"down beat" rügt die Hinzunahme einer
Beatles-Nummer als den einzigen schweren Fehlgriff dieses Unternehmens. Und unsereins freut sich, den Mädchenschwarm aus der Pennälerzeit mit aufgerauhten Akkorden zu hören.

Wichtiger aber, dass Fred Hersch, nach dem Live-Mitschnitt aus dem Village Vanguard, nun im Studio von Palmetto-Chef Matt Balitsaris ein ihm gemässes Instrument zur Verfügung steht. Ein so filigran aufspielender Pianist an einer schlecht gestimmten Club-Kommode - zum Weghören! Seit 3 Jahren arbeitet Fred Hersch mit der Rhythmusgruppe Gress & Waits; ein fabelhaftes Team, das er um zwei Bläser erweitert hat. Das Hymnisch-Pastorale mancher seiner Themen tritt nun deutlicher hervor, beispielsweise in "Black Dog pays visit", das auf einen Leinenzwang ganz besonderer Qualität sich bezieht, die Depression.

Das Programm ist durchwebt mit Widmungen: "A Lark" an Kenny Wheeler, "Lee´s Dream" an Lee Konitz, mit den boppigen Harmonien aus "You stepped out of a Dream". "Down Home" geht an Bill Frisell, ein Stück Americana mit schönen Durchgangsharmonien. "Marshall´s Plan" an John Marshall, Trompeter aus der WDR Big Band, schält sich allmählich und mit grosser Eleganz aus einer gefühlten Samba und enthüllt einen swing-Kern. Down Beat vergibt einen Extra-Punkt an Nasheet Waits, und wir schliessen uns an.

Würde Fred Hersch "The Chase" nicht einem - uns unbekannten - Altsaxophonisten und "guten Freund" Allan Chase zuschreiben...wir würden es a la Mingus hören: ein Blues (wow, in 10 1/2 Takten, wie Hersch erläutert), die Stimmen sind kanon-artig versetzt, die Rhythmusgruppe sprüht vor Ideen, wechselt permanent die patterns. Das Stück ist ohnehin eine grandiose Bewegungsübung und mutet an wie eine Paraphrase auf "Boogie Stop Shuffle“ von ... Mingus.

Ralph Alessi intoniert sehr sauber und vor allem Tony Malaby ist sehr gut dabei, mit einem sonoren, trockenen Tenor-Ton.

©Michael Rüsenberg, 2004, Alle Rechte vorbehalten