JIM BLACK & ALASNOAXIS Habyor *******

1. Talk about (Jim Black), 2. Z, 3. Rade, 4. Cha, 5. Part Wolf, 6. Hello Kombiant, 7. Let it down, 8. Be real, 9. Endgatherers, 10. Stay go

Jim Black
- dr, ep, melodica; Hilmar Jensson - g, Chris Speed - ts, cl, ep, acc; Skuli Sverrison - bg

rec. 26.-28.9.03
Winter+Winter 910073-2; LC-Nr 02829

Alasnoaxis ist eine Jazzgruppe, die Rockmusik spielt, wie sie Rockmusiker nie und nimmer spielen würden. Letztere neigen zu einer Spielweise, die man "tight" nennt; einen Groove kalkuliert "ungenau" auszuführen, ihn ganz nahe an den
Zickendraht heranzuführen - ohne sich den strafenden Stromschlag durch die Rock- bzw. Jazzpolizei einzufangen, das fiele ihnen nicht ein.
Klar, süffige
riffs wie Alasnoaxis kennen Rockmusiker auch. Auch, eine "unschuldige" Klarinette mit Schredder-Akkorden zu bedrängen, ist ihnen nicht fremd. Aber, ein riff polyrhythmisch auseinanderlaufen zu lassen ("Let it down"), würde ihnen nicht einfallen. Sie würden den 4/4-Takt bevorzugen und nicht - wie Alasnoaxis - schon im ersten Stück mit einem 16schlägigen Modell aufwarten. (Das liest sich schön symmetrisch, wird aber als 4 Takte á 3/8 plus 1 Takt á 4/8 ausgeführt.)
Überhaupt die
riffs! Raderdoll, wie der Kölner sagt, wird ihm von all den Wiederholungsformeln, fast in jedem Stück steckt eine, die sich für Luftgitarren-Wettbewerbe eignete. Ganz zu schweigen von den schwer-silbrigen Gitarrenvorhängen, in die der Bass markante Beulen pocht.
Rockmusiker schliesslich hätten der Versuchung nicht widerstanden, frühzeitig Gesang einzuschleifen. Alasnoaxis tun das nicht, obwohl auch sie hier mit Song-Formen arbeiten (darin unterscheidet sich "Habyor" von den beiden Vorgängeralben).
Alasnoaxis entstammen dem downtown Lager Manhattans. Im modernen Mainstream ist keiner von ihnen zu Hause, wohl aber unterwegs an allerlei Schnittstellen zwischen Jazz-, Rock- und Weltmusik. Zwei Drittel von ihnen kennen wir aus dem Neo-Balkan-Folk von
Pachora, lediglich der Gitarrist ist gegen den absolut grungigen Hilmar Jensson ausgetauscht.
Die Schnittmenge(n) zwischen beiden Ensembles sind gleichwohl gering. Allenfalls in Themenfragmenten von Chris Speeds Klarinette wären sie auszumachen. Der Energielevel von Alasnoaxis liegt etliche
Kilowattstunden höher. Diesbezügliche Favoriten in der heavy rotatation von JNE sind die tracks 6 und 7: "Hello Kombiant", ein Stolper-swing, kippt rasch in eine Metall-, Blech- und Fell-Orgie um: die Aussteuerung steht im roten Bereich, wie es nach Tony Williams Lifetime in einem Jazzsstudio nur noch selten geschehen ist.
Was für ein wunderbarer Lärm!
"Let it down“ bündelt die Energien auf ein störrisches riff und kühlt sie auf Pachora-Niveau. Und ab geht die Sause - siehe oben - zurück zum Eingangsriff, das sukkessive aller metrischen Bezüge entkleidet wird.

©Michael Rüsenberg, 2004, Nachdruck verboten