RALPH PETERSON The Fo´tet Augmented ****

1. Shade of Jade (Joe Henderson), 2. Surrender (Ralph Peterson), 3. The burning Sands, 4. Johnny come lately (Strayhorn), 5. Status Flux (Ralph Peterson), 6. Beautious B, 7. Acceptance, 8. The Commute, 9. Keep it simple

Ralph Peterson
- dr, Bryan Carrott - vib, Belden Bullock - b, Don Byron - cl, bcl; Eguie Castrillo - perc

rec 9.12.2002
HarmoniaMundi/Criss Cross CRISS 1255 CD

Mit seinem
17. Album als Bandleader, dem vierten auf dem - niederländischen - Label Criss Cross schliesst Ralph Peterson an sein vormaliges Quartett Fo´tet an. An dessen ersten beiden Alben "Presents the Fo´tet" (1989) sowie "Ornettology" (1990) war Don Byron beteiligt - so wie diesmal, 13 Jahre später.
Und das ist das Problem.
Peterson steht für einen Hochenergie Neo Hard Bop, er ist einer der Lordsiegelbewahrer der Tradition von
Tony Williams, der reaktionsschnellsten und aktivsten Schlagzeuger einer, der zuletzt eine Combo aus den talentiertesten des neuen schwarzen Mainstream geführt hatte, mit Orrin Evans, Eric Revis, Jeremy Pelt u.a.
Wer es nicht gehört hat, kann sich ihre Dynamik mit einem simplen physikalischen Modell ausmalen: vorne Druck, hinten Druck. Auf gut Deutsch: "da geht die Post ab!"
Zunächst gibt sich Don Byron hier auch ganz manierlich, intoniert für seine Verhältnisse sauber & gut. Joe Hendersons "Shades of Jade" mal mit einer
Plena, einem Rhythmus aus Puerto Rico zu unterlegen, ist zudem ein guter Einfall. Die afro-kubanischen Rhythmen, räumt Peterson im booklet ein, erarbeite er sich gerade (nachdem er offenkundig nun der Band von David Sanchez angeschlossen hat.)
Gleich beim zweiten Stück aber, "Surrender", Petersons Wiederaufnahme seiner Referenz an
Tony Williams´ "Sister Cheryl", mäandert die Bassklarinette Don Byrons kraftlos durchs Gelände. (vgl auch) Der Druck von hinten, nämlich der emsige Einsatz des Bandleaders, läuft vorne ins Leere, findet keinen Widerpart, obgleich Bryan Carrott gewiss keine schlechte Performance bietet.
Die Einbeziehung des Afro-Kubanischen - daher der Albumtitel "augmented", also: "erweitert" - hätten wir uns schon dynamischer vorgestellt. Zumal Peterson wieder nicht mit rhythmischen Extravaganzen spart und z.B. einen Latin-Rhythmus in völlig unorthodoxen
15/8 auslegt ("Acceptance"). Darüber einen Jeremy Pelt oder Jimmy Green oder Orrin Evans jagen zu hören...es muss Imagination bleiben.
So bleibt als bester Eindruck noch der Moment, wo das Fo´tet mit fröhlich konventionellem swing seinen historischen Vorläufern (Eric Dolphy/Bobby Hutcherson, aber auch Benny Goodman/Lionel Hampton, Terry Gibbs/Buddy de Franco) am nächsten steht, in "Johnny come lately" von Billy Strayhorn.

©Michael Rüsenberg, 2004, Alle Rechte vorbehalten