DAVID SANBORN Closer *****
1. Tin Tin Deo (Gil Fuller, Chano Pozo), 2. Señor Blues (Horace Silver), 3. Don´t let me be lonely tonight (James Taylor), 4. Smile (Chaplin, Parson, Turner), 5. Enchantment (Horace Silver), 6. Ballad of the Sad Young Man (Tommy Wolf, Fran Landesman), 7. Another Time, another Place (David Sanborn), 8. Capetown Fringe, 8. (Abdullah Ibrahim), 9. Poinciano (Nat Simon, Buddy Bernier), 10. You must believe in Spring (Legrand, Bergman, Demy), 11. Sofia (Sanborn)
David Sanborn - as, Gil Goldstein - p, acc; Larry Goldings - ep, org; Christian McBride - b, Steve Gadd - dr, Luis Quintero - perc, Mike Mainieri - vib, Russell Malone - g, Lizz Wright - voc, Bob Sheppard - ss, ts, fl; Mike Davis - tb, Sheryl Henze - fl, bfl, Alex Sipiagin - tp, flh; Joyce Hammann, Belinda Whitney - v, Ron Lawrence - va, Dave Eggar - cel
rec ?.2004
Universal/Verve 0602498631973; LC-Nr 00383
"Mach´s noch einmal, David!" Wie Claude Chabrol ("Die Blume des Bösen" >>> "Die Brautjungfer") tritt auch unser Saxophon-Näselmeister ein zweites Mal mit (fast) dem gleichen Team an. Anders als bei Chabrol sind "timeagain" (2002) und "Closer" (2004) inhaltlich eng beeinander, das eine die Fortsetzung des anderen.
Suspense & Variation stellt man sich freilich anders vor. Vorherrschend ist amerikanischer Professionalismus, Ausleuchtung bis in die letzte Ecke, amtliche Arrangements, die vor Pegelschlägen in jedwede Richtung wappnen - coffe table jazzrock, dessentwegen man sich nicht mit der Schwiegermutter überwirft.
Wer nichts falsch macht, macht eben auch kaum was richtig.
Im Ernst, von den treibenden Rhythmen, die David Sanborn sich und seinen Leuten auf der Bühne erlaubt, ist hier nichts zu spüren. Das Markenzeichen, der näselnde Altsaxophon-Ton, reicht auf Dauer nicht, wenn es nicht von Leidenschaft der Interpretation und Rafinesse der Bearbeitung gestützt wird. Auf diesen Gebieten war Sanborn - im Studio - noch nie stark, seinem Arrangeur Goldstein erlaubt er nur das, was ohnehin nahe liegt: etwa den "Señor Blues" von Horace Silver leicht zu afrikanisieren oder James Taylor´s Schnulze "Don´t let me be lonely tonight" einer afro-amerikanischen Frauenstimme zu überlassen.
erstellt: 12.01.05
©Michael Rüsenberg, 2005, Nachdruck verboten