PILC MOUTIN HOENIG Threedom ******

01. Nardis (Miles Davis), 02. Think of One (Monk), 03. Morning (Pilc), 04. A foggy Day (Gershwin), 05. You and the Night and the Music (Schwartz, Dietz), 06. Birth (Pilc, Moutin, Hoenig), 07. Slow, 08. Touch , 09.Giant Steps (John Coltrane), 10. Afro Blue (Santamaria), 11. The Grinch Dance (Pilc, Moutin, Hoenig), 12. Dusk, Lily, 13. Threedom, 14. Hymn for her, 15. I´m beginning to see the Light (Ellington, Hodges, James), 15. Confirmation (Charlie Parker), 16. Smile (Chaplin)

Jean-Michel Pilc - p, Francois Moutin - b, Ari Hoenig - dr

rec 04.+05.03.2011
Motéma MTM-72

So sehr man begrüßen mag, dass diese drei wieder beisammen sind (weil sie regelmäßig überhört werden, wenn die Begeisterung über Keith Jarretts Bearbeitungen von Standards wieder über alle Ufer tritt; weil sie auf andere Art - als Dekonstrukteure - anderes, aber gleichwertiges zum Thema zu sagen haben) - so sehr mag der Anlaß zu dieser Reunion enttäuschen, ja befremden.
In den liner notes loben sie einander über den grünen Klee, Pilc zieht sogar Albert Einstein heran, um das Unfassbare in den Griff zu kriegen, das er im Zuammenspiel mit „Francois und Ari“ verspürt. Auch formal vollzieht sich nun, was seit 1998 jeder hören konnte: die drei stehen als Gleichberechtigte da, im Bandnamen und in den credits zu den einzelnen Eigen-Kompositionen.
Die sind - gleich vorneweg - hier wie andernorts der Hauptsache unterlegen. Und die Hauptsache dieses Trios sind Standards, Standards, Standards.
cover pilc-moutin-hoenigPilc Moutin Hoenig geizen nicht, um das, was wir kennen, auseinander zu nehmen, von oben, von unten, von der Seite zu beleuchten. Abenteuerlich, wie sie die Motive verteilen und verstecken, verdrehen und aus der Tiefe des Raumes wieder heranführen, wie Hoenig Themen wieder auf den drumset verlegt („Think of one“, „Smile“), wie sie die Grooves wechseln, auf dem Absatz die Richtung wechseln, Duke Ellington auf Rock und Gospel polen.
Wie gesagt, alles da, was die große Qualität dieses Ensembles ausmacht. Und doch zieht nach 7 Minuten “Nardis“ schon mit track 2 Frustration ein. 18 Stücke sind auf dieser CD untergebracht (noch dazu ein kurzes Video, das unsereins nicht öffnen konnte), darunter viele 2-, 3-Minuten-Nummern.
Mit anderen Worten: was früher Zeit hatte, ausführlich entwickelt zu werden, kommt nun im Format von Etüden, von Taschenspielertricks daher, es hat wenig Platz, muss sofort auf den Punkt kommen. Nächster Einfall, nächste Nummer.
Vor allen Dingen: die drei bringen die Stücke nicht nur an den Rand des Strauchelns (wiederum eine hohe Kunst) - sie lassen sie auch straucheln, manchmal fehlt jedweder Puls, man hört zwei oder drei durch nichts mehr verbundene Stimmen.
Das kann sich auch wie „Lustlosigkeit“ vernehmen lassen.
Warum dann die immer noch vergleichsweise hohe Wertung? Weil einfach noch viel von diesem hohen Tisch abfällt.

erstellt: 20.12.11
©Michael Rüsenberg, 2011. Alle Rechte vorbehalten